Die Wahrheit, ULI HOENEß

Für Uli Hoeneß sind es die Tage der Wahrheit. 14 Monate nach seiner Selbstanzeige stand der 62-jährige Präsident des FC Bayern München im Münchner Justizpalast wegen Steuerhinterziehung vor Gericht. Hier die wichtigsten Ereignisse im Prozess des Jahres.

+++ 15.20 Uhr: Hoeneß weiter auf freiem Fuß +++


Der Anwalt des zu einer Haftstrafe verurteilten Uli Hoeneß will Rechtsmittel gegen das Urteil im Steuerprozess gegen den Präsidenten des FC Bayern München einlegen. «Wir werden das Urteil natürlich mit dem Rechtsmittel der Revision angreifen», sagte Hanns Feigen am Donnerstag in München.

Der erste Strafsenat des Bundesgerichtshofs werde sich dabei insbesondere mit den Anforderungen an die Wirksamkeit einer Selbstanzeige beschäftigen müssen. «Entscheidend ist, wie mit einer solchen nicht idealen Selbstanzeige umzugehen ist», erklärte Feigen.

Zugleich wurde bekannt, dass der Haftbefehl gegen Hoeneß zwar weiter aufrechterhalten, aber außer Vollzug gesetzt bleibt. Das erklärte Gerichtssprecherin Andrea Titz. Bayern-Präsident Hoeneß war zuvor vom Landgericht München wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden.

+++ 15 Uhr: Gericht geht von Steuerschuld in Höhe von 28,5 Millionen Euro aus+++

Das Landgericht München geht im Fall des zu Haft verurteilten Uli Hoeneß von einer Steuerschuld in Höhe von 28,5 Millionen Euro aus. Die zuletzt genannte Summe von 27,2 Millionen Euro habe sich erhöht, weil noch Solidaritätszuschlag einberechnet werden müsse, sagte Richter Rupert Heindl am Donnerstag bei der Urteilsbegründung. Es handele sich bei den Vergehen des Präsidenten des FC Bayern München nicht um einen besonders schweren Fall von Steuerhinterziehung. Allerdings sei Steuerhinterziehung ein Vorsatzdelikt, betonte Heindl. «Das bloße Berufen darauf, die Bank habe quasi alles alleine gemacht, nehmen wir ihnen nicht ab.»

+++ 14.50 Uhr: Hoeneß will das Urteil anfechten +++


Der Anwalt des zu einer Haftstrafe verurteilten Uli Hoeneß will Rechtsmittel gegen das Urteil im Steuerprozess gegen den Präsidenten des FC Bayern München einlegen. «Wir werden das Urteil natürlich mit dem Rechtsmittel der Revision angreifen», sagte Hanns Feigen am Donnerstag in München.

Renate Künast Die Vorsitzende des Bundestags-Rechtsausschusses, Renate Künast, hält das Urteil im Steuerprozess gegen Uli Hoeneß für richtig. «Die Haftstrafe ohne Bewährung war … mehr


+++ 14.45 Uhr: Haftstrafe für Hoeneß, nur wenig Regung beim Urteilsspruch +++

Uli Hoeneß muss mit einer Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten für seine millionenschwere Steuerhinterziehung büßen. Das Landgericht München sprach den Präsidenten des FC Bayern München am Donnerstag in einem der spektakulärsten Steuerverfahren in Deutschland in sieben Fällen schuldig. Hoeneß hatte dem Fiskus mit einem Geheimkonto in der Schweiz mindestens 27,2 Millionen Euro an Steuern vorenthalten. Hoeneß blickte beim Urteilsspruch zu Boden und zeigte nur wenig Regung.

Das Gericht blieb deutlich unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die wegen eines besonders schweren Falles von Steuerhinterziehung für eine Haft von fünf Jahren und sechs Monaten plädiert hatte. Die Verteidigung hielt höchstens eine Bewährungsstrafe für angemessen, sollte das Gericht die Selbstanzeige als unwirksam erachten. Beide Parteien können in Revision gehen. Nächste Instanz ist der Bundesgerichtshof in Karlsruhe.

Seine Ehefrau Susi litt im Zuschauerbereich mit

Hoeneß’ Hoffnung, den Saal 134 im Münchner Justizpalast doch noch als freier Mann verlassen zu können, erfüllte sich nicht. Als Richter Rupert Heindl um 14.07 Uhr das Urteil verkündete, zuckten seine Mundwinkel. Seine Ehefrau Susi litt im Zuschauerbereich mit und war nach dem Richterspruch völlig erstarrt.

Am vierten und letzten Verhandlungstag hatte es keine weiteren Beweisanträge gegeben. Das Verfahren konnte damit gleich mit den Plädoyers fortgesetzt werden. Ankläger Achim von Engel sprach von einem besonders schweren Fall von Steuerhinterziehung. Hoeneß’ Anwalt Hanns Feigen hatte in seinem rund 50-minütigen Schlussplädoyer auch eine Aussetzung des Haftbefehls gefordert. Falls das Gericht davon ausgehe, die Selbstanzeige sei wirksam, müsse von Straffreiheit ausgegangen werden. «Ich habe dem Vortrag von meinem Verteidiger nichts hinzuzufügen. Er hat alles gesagt, was ich nicht besser hätte formulieren können», sagte Hoeneß in seinem Schlusswort.

Der 62-Jährige legte seiner Frau Susi die Hand auf den Arm, als er vor der Beratung des Gerichts für rund zweieinhalb Stunden zwischen Hoffen und Bangen verließ. Sein Haftbefehl war im Frühjahr vergangenen Jahres gegen eine Kaution von fünf Millionen Euro außer Vollzug gesetzt worden. Die Anklage war ursprünglich von 3,5 Millionen Euro hinterzogenen Steuern ausgegangen. Im Laufe des Prozesses war die Summe auf mindestens 27,2 Millionen Euro emporgeschnellt. Die Verteidigung hatte diese Steuerschulden anerkannt.

Das Urteil dürfte auch den FC Bayern erschüttern. Hoeneß ist seit Jahrzehnten das Gesicht des Vereins. Als Spieler, Manager, Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender der AG prägte und prägt der Patriarch vom Tegernsee den erfolgreichsten deutschen Fußball-Club. Kann er seine Ämter als Präsident und Aufsichtsrat nun behalten?

Der seit 2009 als Präsident amtierende Hoeneß hatte auf der Mitgliederversammlung im November 2013 angekündigt, nach dem Prozess die «Vertrauensfrage» zu stellen. «Ich werde mich jedem Votum, das sie treffen, unterwerfen», hatte Hoeneß zu den Mitgliedern. Er wolle ihnen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung «das Recht geben, zu entscheiden, ob ich noch der richtige Präsident für diesen Verein bin».

“Tat wird überlagert von Rückkehr zur Steuerehrlichkeit”

VW-Chef Martin Winterkorn stellte eine schnelle Reaktion des mit weiteren deutschen Wirtschaftsführern besetzten Aufsichtsrates in Aussicht. Nach dem Urteilsspruch «muss sich der Aufsichtsrat beraten. Vorher nicht», sagte der Volkswagen-Chef am Donnerstag – vor dem Urteilsspruch – bei der Bilanzvorlage des Autobauers in Berlin.

Im Kern ging es bei den Plädoyers um die Wirksamkeit der im Januar 2013 von Hoeneß gestellten Selbstanzeige. «Eine wirksame Selbstanzeige, die die Verfolgung verhindern würde, liegt nicht vor», meinte der Staatsanwalt.

«Die Tat wird überlagert von einer vollständigen Rückkehr zur Steuerehrlichkeit», sagte hingegen Feigen. «Die Stunde Null dieses Verfahrens ist der 17. Januar 2013. Das war die Rückkehr des Herrn Hoeneß zur Steuerehrlichkeit», betonte der Staranwalt. Schon aus der Selbstanzeige hätten sich über eine Schätzung die Steuerschulden errechnen lassen, argumentierte Anwalt Feigen. Daraus habe die Finanzverwaltung zwei Wochen nach dem Einreichen der im Januar 2013 eingereichten Selbstanzeige in einer Probeberechnung sogar eine Steuerschuld von 70 Millionen Euro errechnet. Da lägen die jetzt veranschlagten 27 Millionen deutlich darunter, betonte Feigen.

Es gebe bisher keine Urteile, wie mit einer solchen fehlgeschlagenen Selbstanzeige umzugehen sei, erklärte Feigen. Es sei zu prüfen, warum die Selbstanzeige fehlgeschlagen sei. Das sei nicht die Schuld von Hoeneß gewesen. Die Selbstanzeige sei von Beratern erstellt worden. Es wäre besser gewesen, lediglich eine Schätzung vorzunehmen.

An den Staatsanwalt gerichtet sagte Feigen, er halte die von ihm beantragte Strafe «in der Oktave für völlig verfehlt». Auch die Anklagebehörde habe festgehalten, «dass ohne die Selbstanzeige die Ermittlungen der Behörden ergebnislos verlaufen wären».

Für Hoeneß spreche zwar, dass er ein Geständnis abgelegt habe, nicht vorbestraft sei und unter einer großen psychischen Belastung stehe, räumte Ankläger von Engel ein. Der Prozess habe einen «gewaltigen medialen Wirbelsturm» ausgelöst. Hoeneß habe öffentlich am Pranger gestanden. Auch Hoeneß’ Lebensleistung, sein soziales Engagement und die verunglückte Selbstanzeige können den Bayern-Boss aus Sicht der Staatsanwaltschaft nicht vor einer Gefängnisstrafe bewahren. Gewichtige Milderungsgründe, die eine Bewährungsstrafe rechtfertigen würden, seien das alles nicht, erklärte von Engel.

Prozess gegen Uli Hoeneß in München

Uli Hoeneß galt in der Vergangenheit für viele als Macher und moralische Instanz. Heute startete der zweite Tag im Hoeneß-Prozess. Der Manager und Präsident des FC-Bayerns muss sich seit Montag wegen Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten. An vier Verhandlungstagen soll vor dem Münchner Justizpalast die Schuld der Bayern-Ikone geklärt werden. Das öffentliche Interesse am Prozess ist immens. Wir haben für Sie die wichtigsten Fakten und Bilder  zusammengestellt.

Uli Hoeneß ist nach seiner Verurteilung nicht in Haft genommen worden. Das teilte Gerichtssprecherin Andrea Titz mit. Der Haftbefehl werde in bestehender Form aufrechterhalten und bleibe außer … mehr

+++ 14 Uhr: Urteil: Haftstrafe für Uli Hoeneß +++



Uli Hoeneß ist zu einer Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Das Landgericht München sprach den Präsidenten des FC Bayern München am Donnerstag wegen Steuerhinterziehung in sieben Fällen schuldig. Hoeneß blickte beim Urteilsspruch zu Boden, seine Mundwinkel zuckten.

Die Staatsanwaltschaft hatte wegen eines besonders schweren Falls von Steuerhinterziehung für eine Haft von fünf Jahren und sechs Monaten plädiert. Die Anklage forderte höchstens eine Bewährungsstrafe, sollte das Gericht die Selbstanzeige als unwirksam erachten. Beide Parteien können in Revision gehen, nächste Instanz ist der Bundesgerichtshof in Karlsruhe.

In ihrer Anklage war die Staatsanwaltschaft noch von 3,5 Millionen Euro hinterzogenen Steuern ausgegangen. Im Laufe der ersten drei Prozesstage vervielfachte sich diese Summe auf 27,2 Millionen Euro.

+++ 13 Uhr: Uli Hoeneß’ Schlussworte ++++


Uli Hoeneß hat sich in seinem Schlusswort dem Plädoyer seines Anwalts angeschlossen. «Ich habe dem Vortrag von meinem Verteidiger nichts hinzuzufügen», sagte der Präsident des FC Bayern München am Donnerstag in dem Steuer-Prozess gegen ihn vor dem Landgericht München. «Er hat alles gesagt, was ich nicht besser hätte formulieren können.» Anschließend legte Hoeneß seiner Frau Susi die Hand auf den Arm, als er den Saal 134 im Münchner Justizpalast verließ. Anwalt Hanns Feigen hatte höchstens eine Bewährungsstrafe sowie die Aussetzung des Haftbefehls gegen Hoeneß gefordert, sollte das Gericht die Selbstanzeige als unwirksam ansehen.

+++ 12 Uhr: Die Plädoyers, Uli Hoeneß wirkt geschockt ++++

Bericht der Yahoo-Reporterin Wiebke Ramm:

Staatsanwalt Achim von Engel trägt die Einzelstrafen vor, die er für Hoeneß` Steuerhinterziehung in den Jahren von 2003 bis 2009 jeweils für angemessen hält. Die Freiheitsstrafen, die Engel nennt, reichen von sieben Monaten bis vier Jahren. Der Staatsanwalt kommt zu einer Gesamtstrafe von fünfeinhalb Jahren. Das Wort Bewährung muss Engel gar nicht erwähnen. Fünfeinhalb Jahre bedeuten Gefängnis. Eine Freiheitsstrafe ist nur bis zu einer Höhe von zwei Jahren zur Bewährung aussetz bar.

Uli Hoeneß wirkt geschockt. Sein Gesicht ist gerötet. Er sieht aus, als kämpfe er mit den Tränen. Bei den Worten des Staatsanwaltes schluckt er hart. Seine Frau Susanne sitzt in der ersten Reihe, vor der Absperrung zum Zuschauerbereich, links neben dem Tisch des Staatsanwalts. Auch sie schluckt hart. Ihr Mann zupft seine Krawatte zurecht. Er blickt kurz zu ihr und, als sie seinen Blick erwidert, sofort wieder weg.

Verteidiger Feigen will den Worten des Staatsanwalts mit Geschwindigkeit die Wirkung nehmen. Die Frage des Richters nach einer Unterbrechung verneint Feigen. Er will sofort selbst plädieren. Die Gefängnisstrafe, die Engel gefordert hat, soll offenkundig nicht lange im Raum stehen bleiben. Je länger sein Anwalt von der Rückkehr seines Mandanten zur Steuerehrlichkeit spricht, umso mehr weicht das Rot aus Hoeneß` Gesicht. Hoeneß fasst sich wieder.

Staatsanwalt Engel war zuvor von einem Zuschauer aufgefordert worden, doch lauter zu sprechen. Der Staatsanwalt war zu Beginn seines Plädoyers tatsächlich kaum zu verstehen. Richter Rupert Heindl gestattete Engel, im Sitzen zu plädieren, damit das Mikrofon seine Wirkung entfalten konnte. Fortan plädiert Staatsanwalt Engel sitzend. Hanns W. Feigen plädiert trotzdem stehend. Seine Worte dringen auch ohne Mikrofon bis in die hinterste Ecke des Raumes.

Feigen trägt vor, warum seiner Meinung nach die Selbstanzeige ihre Wirksamkeit allenfalls nur knapp verfehlt hätte. Feigen: Die Selbstanzeige vom 17. Januar 2013 lasse „vor allem keinen Zweifel daran, dass Herr Hoeneß damit zur Steuerehrlichkeit ohne jede Einschränkung zurückkehren wollte und zurückgekehrt ist“. Er erklärt noch einmal, dass eine Selbstanzeige nur dann unwirksam wird, wenn die darin eingestandene Tat bereits entdeckt war und die Angaben unvollständig sind. Dass die Tat zum Zeitpunkt der Selbstanzeige entdeckt worden sei, „ist eindeutig zu verneinen“, so Feigen. Der Journalist, der Hoeneß auf den Fersen war, habe nicht gewusst, wem das Nummernkonto bei der Schweizer Bank Vontobel gehörte.

Auch die Zahlen, die für die Berechnung der Steuerschuld nötig sind, seien in der Anzeige enthalten gewesen. Dass die Berater, die die Anzeige verfasst haben, es versäumt hätten, darauf hinzuweisen, dass auch jeweils im Laufe der Jahre, die unterm Strich mit Verlusten endeten, Gewinne erzielt worden waren, sei nicht Hoeneß anzulasten. Feigen: „Nicht Herr Hoeneß hat die Selbstanzeige verfasst, sondern er hat sich dabei beraten lassen.“ Feigen sagt: „Es wäre besser gewesen, wenn die Berater seinerzeit einen Satz dazugeschrieben hätten. Dies hätte dazu geführt, dass wir hier nicht sitzen würden und darüber stritten, ob Selbstanzeige wirksam ist.“

+++ 11.30 Uhr: Verteidigung will Bewährungsstrafe für Hoeneß +++

Im Steuer-Prozess gegen Uli Hoeneß fordert die Verteidigung eine Bewährungsstrafe und die Aussetzung des Haftbefehls gegen den Präsidenten des FC Bayern München. «Die Tat wird überlagert von einer vollständigen Rückkehr zur Steuerehrlichkeit», sagte Anwalt Hanns Feigen am Donnerstag vor dem Landgericht München. «Die Stunde Null dieses Verfahrens ist der 17. Januar 2013. Das war die Rückkehr des Herrn Hoeneß zur Steuerehrlichkeit.» Es gebe bisher keine Urteile, wie mit einer solchen fehlgeschlagenen Selbstanzeige umzugehen sei. Das Urteil werde nicht vor 14.00 Uhr fallen, sagte Gerichtssprecherin Andrea Titz.

Zuvor hatte die Anklage für eine Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten plädiert. Es handele sich um einen besonders schweren Fall von Steuerhinterziehung, sagte Staatsanwalt Achim von Engel. «Eine wirksame Selbstanzeige, die die Verfolgung verhindern würde, liegt nicht vor.» An den Staatsanwalt gerichtet sagte Verteidiger Feigen, er halte die beantragte Strafe «in der Oktave für völlig verfehlt».

Die Staatsanwaltschaft war in ihrer Anklage noch von 3,5 Millionen Euro hinterzogenen Steuern ausgegangen. Im Laufe der ersten drei Prozesstage vervielfachte sich diese Summe auf 27,2 Millionen Euro. Die Verteidigung hat diese Steuerschulden anerkannt.

+++ 10.45 Uhr: Keine wirksame Selbstanzeige: Anklage fordert lange Haft für Hoeneß +++

Im Steuer-Prozess gegen Uli Hoeneß fordert die Anklage eine Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten für den Präsidenten des FC Bayern München. Es handele sich um einen besonders schweren Fall von Steuerhinterziehung, sagte Staatsanwalt Achim von Engel am Donnerstag vor dem Landgericht München II. «Eine wirksame Selbstanzeige, die die Verfolgung verhindern würde, liegt nicht vor.» Eine Selbstanzeige müsse zumindest so viele Angaben erhalten wie eine Steuererklärung. «Das ist bis heute nicht der Fall», betonte von Engel.

Für Hoeneß spreche zwar, dass er ein Geständnis abgelegt habe, nicht vorbestraft sei und unter einer großen psychischen Belastung stehe. Der Prozess habe einen «gewaltigen medialen Wirbelsturm» ausgelöst, Hoeneß habe öffentlich am Pranger gestanden. Gewichtige Milderungsgründe, die eine Bewährungsstrafe rechtfertigen würden, seien das aber nicht. Nach dem Plädoyer der Verteidigung könnte es noch am Donnerstag zu einem Urteil kommen.

Die Staatsanwaltschaft war in ihrer Anklage noch von 3,5 Millionen Euro hinterzogenen Steuern ausgegangen. Im Laufe der ersten drei Prozesstage vervielfachte sich diese Summe auf 27,2 Millionen Euro. Die Verteidigung hat diese Steuerschulden anerkannt.

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Uli Hoeneß ist nach seiner Verurteilung nicht in Haft genommen worden. Das teilte Gerichtssprecherin Andrea Titz mit. Der Haftbefehl werde in bestehender Form aufrechterhalten und bleibe außer … mehr


+++ 10.30 Uhr: Anklage fordert fünf Jahre und sechs Monate Haft für Hoeneß +++


Im Steuer-Prozess gegen Uli Hoeneß fordert die Anklage eine Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten für den Präsidenten des FC Bayern München. Das sagte Staatsanwalt Achim von Engel am Donnerstag vor dem Landgericht München II.


+++ 9.45 Uhr: Beginn von Tag 4 im Hoeneß-Prozess +++


Im Prozess gegen Steuersünder Uli Hoeneß hat vor dem Münchner Landgericht der voraussichtlich letzte Verhandlungstag begonnen. Am Donnerstagvormittag werden die Plädoyers von Anklage und Verteidigung erwartet. Danach dürfte die Urteilsverkündung folgen. «Sollten keine weiteren Beweisanträge gestellt werden, ist das durchaus im Bereich des Möglichen. Im Moment sieht es so aus, als könnte das Urteil noch heute gesprochen werden», sagte Gerichtssprecherin Andrea Titz vor Sitzungsbeginn.

Die Staatsanwaltschaft war in ihrer Anklage noch von 3,5 Millionen Euro hinterzogenen Steuern ausgegangen. Im Laufe der ersten drei Prozesstage vervielfachte sich diese Summe auf 27,2 Millionen Euro. Die Verteidigung hat diese Steuerschulden anerkannt. Sie setzt weiter darauf, dass die Selbstanzeige des Präsidenten des FC Bayern München gültig ist. Die Staatsanwaltschaft hält die Selbstanzeige hingegen für unwirksam.

Dem 62 Jahre alten Hoeneß droht im Extremfall eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren. Voraussetzung für dieses Maximum wäre, dass das Gericht einen besonders schweren Fall von Steuerhinterziehung bejaht. Falls das Gericht die Selbstanzeige aber für gültig erachtet, könnte das Verfahren eingestellt werden und Hoeneß damit straffrei bleiben. Die Steuerschuld plus Zinsen müsste er aber bezahlen.

Unabhängig von einer möglichen Verurteilung fordern immer mehr Politiker Hoeneß’ Rücktritt von seinen Spitzenämtern beim FC Bayern. Die Aufsichtsräte der FC Bayern AG wollen weiterhin das Urteil abwarten, ehe sie eine Entscheidung über ihren Vorsitzenden treffen.


+++ 9 Uhr: Angespannte Ruhe im Münchener Justizpalast +++

Yahoo-Reporterin meldet:

Tag der Entscheidung: Angespannte Ruhe im Münchener Justizpalast. Um 9.30 Uhr beginnt Tag 4 im Hoeneß-Prozess. Der Richter wird zunächst die Beweisaufnahme schließen, dann werden die Plädoyers erwartet. Am späten Nachmittag soll das Urteil verkündet werden.

Dass Uli Hoeneß 27,2 Millionen Euro an Steuern hinterzogen hat, steht bereits fest. Offen hingegen ist, ob er deswegen ins Gefängnis muss. Es steht und fällt mit der Entscheidung des Gerichts, ob Hoeneß` Selbstanzeige für wirksam erklärt wird oder nicht.

Vor dem Justizpalast begehren noch zahlreiche Menschen Einlass. Die Sicherheitskontrollen sind intensiv. Befürchtet werden offenbar heimliche und verbotene Film- und Tonausnahmen aus dem Prozess.

+++8.30 Uhr: Andrang  am Finaltag zum Hoeneß-Prozess +++


Großer Andrang herrschte am frühen Donnerstagmorgen vor dem Münchner Justizpalast am Finaltag zum Hoeneß-Prozess. Dutzende Zuschauer standen dicht gedrängt und warteten auf Einlass, so viel los war in dem vier Tage dauernden Prozess noch nie. Das Landgericht München II wird voraussichtlich am Nachmittag das Urteil über den prominenten Steuersünder Uli Hoeneß verkünden.

Zuvor halten Staatsanwaltschaft und Verteidigung ihre Plädoyers. Im schlimmsten Fall droht dem Präsidenten des FC Bayern wegen der Hinterziehung von 27,2 Millionen Euro Steuern eine mehrjährige Haftstrafe ohne Bewährung. Seine Anwälte fordern die Einstellung des Verfahrens. Sie halten Hoeneß’ Selbstanzeige vom Januar 2013 trotz der vor Gericht bekanntgewordenen Riesensumme für gültig.

+++ 14.45 Uhr: Hoeneß’ Schicksal liegt in den Händen der Richter – Tag 3 in der Zusammenfassung +++

Für Bayern-Boss Uli Hoeneß naht die Stunde der Wahrheit – jetzt liegt die Frage über Haft oder Freiheit in den Händen der Richter. Das Münchner Landgericht fällt mit großer Wahrscheinlichkeit doch schon an diesem Donnerstag das Urteil über den prominenten Steuersünder. Im schlimmsten Fall droht dem Bayern-Boss eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren, sofern das Gericht einen besonders schweren Fall von Steuerhinterziehung bejahen sollte.

Die Kammer geht dabei von einer Steuerschuld von 27,2 Millionen Euro aus – und nicht von den 3,5 Millionen, welche die Staatsanwaltschaft dem Präsidenten des FC Bayern in der Anklage vorgeworfen hatte. Das sagte Richter Rupert Heindl am Mittwoch.

Auch Hoeneß’ Verteidigung erkennt die schwindelerregend hohe Summe widerspruchslos an. «Die Zahlen hält die Verteidigung für sachgerecht, da zweifeln wir nicht dran», sagte Hoeneß’ Anwalt Hanns W. Feigen. Davon, dass die Selbstanzeige des Bayern-Bosses gültig und damit zumindest strafmindernd ist, geht die Verteidigung dennoch aus. Die Zahlen seien keine Überraschung. «Wir sind ja nicht dämlich!», erklärte Feigen.

«In der Selbstanzeige, die Herr Hoeneß am 17. Januar 2013 eingereicht hat, sind sämtliche Zahlen bereits enthalten», betonte der prominente Anwalt aus Frankfurt. Noch zum Prozessauftakt am Montag hatte die Verteidigung von 18,5 Millionen gesprochen. Die 27,2 Millionen wurden erst nach der Aussage einer Rosenheimer Steuerfahnderin öffentlich. Die Differenz von knapp neun Millionen Euro erklärte Feigen damit, dass die 18,5 Millionen Euro Schätzungen gewesen seien.

Die Staatsanwaltschaft sieht das völlig anders. Sie fühlt sich nach den spektakulären Summen, die im Prozess auf den Tisch gekommen sind, in ihrer Annahme bestätigt, dass Hoeneß’ Selbstanzeige vom 17. Januar 2013 überaus fehlerhaft ist. Wenn die Kammer nach den für Donnerstagmorgen geplanten Plädoyers dieser Ansicht zustimmt, kommt Hoeneß nach Ansicht vieler Experten um eine Gefängnisstrafe wohl nicht mehr herum. Für den Fußball-Funktionär wird es eng.

Auf mildes Urteil hoffen

«Wenn es zu einer Verurteilung kommt, dann wird auch die Summe der hinterzogenen Steuern eine Rolle spielen», verdeutlichte Gerichtssprecherin Andrea Titz. Hoeneß kann nach dem ungünstigen Verlauf des Prozesses wohl nur noch auf Richter Heindl und ein mildes Urteil hoffen.

Hoeneß verfolgte das Geschehen auch am Mittwoch erneut ohne jede Wortmeldung. Seine Mimik und Gestik scheint der sonst öffentlich oft sehr emotionale und aufbrausende Bayern-Patron vor Gericht bewusst zu kontrollieren.

Selbst bei einem milden Urteil, etwa einer Bewährungsstrafe, aber wird die Steueraffäre für den Bayern-Boss Folgen haben. Mindestens 27,2 Millionen Euro muss er an den Fiskus nachzahlen. Die zehn Millionen, die er beim Finanzamt hinterlegt hat und die Kaution von fünf Millionen Euro, die er im Frühjahr 2013 gezahlt hat, um der Untersuchungshaft zu entgehen, machen gerade einmal rund die Hälfte aus.

Und nachdem immer mehr Politiker ihn auffordern, seine Spitzenämter beim FC Bayern aufzugeben, steht dort noch mehr auf dem Spiel als sein ohnehin verlorener Ruf als moralische Instanz und Vorbild. Die Aufsichtsräte der FC Bayern AG wollen weiterhin das Urteil abwarten, ehe sie eine Entscheidung über ihren Vorsitzenden treffen.

Der dritte Prozesstag hatte mit einer zehnminütigen Verspätung des Angeklagten und auch des Staatsanwaltes im Gerichtssaal begonnen. Die Verhandlung dauerte nicht einmal so lange wie das Fußballspiel, das Hoeneß am Vorabend in der Münchner Arena beim 1:1 seines FC Bayern in der Champions League gegen den FC Arsenal angespannt verfolgt hatte.

Die beiden letzten Zeugen mussten nur kurz befragt werden. Ein Betriebsprüfer schilderte, wie Steuerprüfungen in Deutschland beim Großverdiener Hoeneß abliefen. Der 62-Jährige wird automatisch überprüft, weil seine Einkünfte 500 000 Euro im Jahr übertreffen.

Mit Spannung erwartet worden war die Aussage eines EDV-Experten im Finanzamt Rosenheim. Ein Dokument mit den Schweizer Bankdaten von Hoeneß wurde bereits vor über einem Jahr erstellt, aber danach noch mehrfach verändert, berichtete der Zeuge. Ein «Grunddokument» sei zwar schon am 18. Januar 2013 um 16:21 Uhr erstellt worden, nur einen Tag nach der Selbstanzeige von Hoeneß.

«Das bedeutet, dass zumindest ein Element in dieser Datei erstellt wurde. Es bedeutet aber nicht, dass sie abgeschlossen wurde», erläuterte der Mann. Mehrere Teile seien in den Monaten danach noch hinzugefügt worden. Die Hoeneß-Anwälte hatten die komplette Datei erst wenige Tage vor Prozessbeginn an die Steuerfahndung übergeben. Den Vorwurf, sie hätten Material zurückgehalten, wiesen Hoeneß’ Anwälte zurück. Diese These sei «reiner Unfug» gewesen, sagte Feigen.


+++ 12.00 Uhr: Stunde der Wahrheit naht +++

Für Bayern-Boss Uli Hoeneß naht die Stunde der Wahrheit. Nach einem überraschend schnellen Abschluss der Beweisaufnahme wird das Münchner Landgericht mit großer Wahrscheinlichkeit doch schon an diesem Donnerstag sein Urteil über den prominenten Steuersünder fällen. Der dritte Tag im spektakulären Millionen-Prozess gegen den Präsidenten des FC Bayern München endete am Mittwoch nach nicht einmal eineinhalb Stunden und der Vernehmung der letzten Zeugen.

Die Verteidigung hatte gleich zu Beginn die am Vortag von einer Rosenheimer Finanzbeamtin bezifferten Steuerschulden von 27, 2 Millionen Euro widerspruchslos anerkannt. «Die Zahlen hält die Verteidigung für sachgerecht, da zweifeln wir nicht dran», sagte Hoeneß’ Anwalt Hanns W. Feigen.

Die Rechtsvertreter seien von den am Dienstag bekanntgewordenen Zahlen keineswegs überrascht gewesen. «Wir sind ja nicht dämlich!», erklärte Feigen und betonte zudem: «In der Selbstanzeige, die Herr Hoeneß am 17. Januar 2013 eingereicht hat, sind sämtliche Zahlen bereits enthalten.»

Wenn keine weiteren Beweisanträge gestellt werden sollten, können wie zu Prozessbeginn geplant am vierten Verhandlungstag die Plädoyers und die Urteilsverkündung folgen. Richter Rupert Heindl betonte, dass das Gericht bei einem Urteil von den neuen Zahlen ausgehen werde und nicht von den 3,5 Millionen Euro, die Hoeneß in der Anklage vorgeworfen worden waren. Die einzelnen Berechnungen des Finanzamtes Rosenheim seien von der Kammer selbst nachvollzogen und überprüft worden, verdeutlichte Heindl.

«Wenn es zu einer Verurteilung kommt, dann wird auch die Summe der hinterzogenen Steuern eine Rolle spielen», verdeutlichte Gerichtssprecherin Andrea Titz. Hoeneß wird trotz des ungünstigen Verlaufs des Prozesses für ihn bis zuletzt auf ein mildes Urteil hoffen. Im schlimmsten Fall droht dem Bayern-Boss eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren, sofern das Gericht einen besonders schweren Fall von Steuerhinterziehung bejahen sollte.

Nach einer geringfügigen Verspätung des Angeklagten im Gerichtssaal ging es am Mittwochmorgen ganz schnell. Der dritte Prozesstag dauerte nicht einmal so lange wie das Fußballspiel, das Hoeneß noch am Vorabend in der Münchner Arena beim 1:1 seines FC Bayern in der Champions League gegen den FC Arsenal von der Tribüne aus verfolgt hatte.

Die beiden letzten Zeugen mussten nur noch kurz befragt werden. Ein Betriebsprüfer schilderte, wie reguläre Steuerprüfungen in Deutschland beim Großverdiener Hoeneß abliefen. Der 62-Jährige wird automatisch überprüft, weil seine Einkünfte einen Betrag von 500 000 Euro im Jahr übertreffen.

Mit Spannung erwartet worden war die Aussage eines EDV-Experten im Finanzamt Rosenheim. Ein Dokument mit den Schweizer Bankdaten von Hoeneß wurde bereits vor über einem Jahr erstellt, aber danach noch mehrfach verändert, berichtete der Zeuge. Ein «Grunddokument» sei zwar schon am 18. Januar 2013 um 16:21 Uhr erstellt worden, nur einen Tag nach der Selbstanzeige von Hoeneß.

«Das bedeutet, dass zumindest ein Element in dieser Datei erstellt wurde. Es bedeutet aber nicht, dass sie abgeschlossen wurde», erläuterte der Mann. Mehrere Teile seien in den Monaten danach noch hinzugefügt worden. Die Hoeneß-Anwälte hatten die komplette Datei erst wenige Tage vor Prozessbeginn an die Steuerfahndung übergeben. Daraus war der Vorwurf entstanden, sie hätten Material zurückgehalten. Nach Ansicht der Verteidigung ist dieser Vorwurf durch die Aussage des EDV-Experten vom Tisch. Diese These sei «reiner Unfug» gewesen, sagte Feigen.


+++ 11.00 Uhr: Prozesstag beendet, Verteidigung von Uli Hoeneß akzeptiert Steuerschulden  +++

Der dritte Tag im spektakulären Prozess um Steuersünder Uli Hoeneß ist am Mittwoch nach nicht einmal eineinhalb Stunden Verhandlungszeit zu Ende gegangen. Zuvor hatte die Verteidigung von Uli Hoeneß die von einer Finanzbeamtin auf 27,2 Millionen Euro bezifferten Steuerschulden akzeptiert. «Die Zahlen hält die Verteidigung für sachgerecht, da zweifeln wir nicht dran», sagte Hoeneß’ Anwalt Hanns W. Feigen am Mittwoch vor dem Landgericht München II.

Die Verteidigung sei von den am Mittwoch bekanntgewordenen Zahlen keineswegs überrascht gewesen. «Wir sind ja nicht dämlich!», sagte Feigen und betonte zudem: «In der Selbstanzeige, die Herr Hoeneß am 17. Januar 2013 eingereicht hat, sind sämtliche Zahlen bereits enthalten.»

Die Zahlen gehen nach Ansicht Feigens auch aus der Selbstanzeige vom 17. Januar 2013 hervor. Richter Rupert Heindl betonte, dass das Gericht bei einem Urteil von den neuen Zahlen ausgehen wird – und nicht von den 3,5 Millionen Euro, die Hoeneß in der Anklage vorgeworfen wurden. Wenn es keine weiteren Beweisanträge gibt, können am Donnerstag die Plädoyers folgen und dann die Urteilsverkündung.


+++ 10.00 Uhr: Beginn von Prozesstag 3 +++

Vor dem Landgericht München II hat der dritte Tag im Steuerprozess gegen Uli Hoeneß (62) mit Verspätung begonnen. Der Präsident des FC Bayern erschien wieder mit seiner Frau Susanne im Saal 134 des Justizpalastes und war dabei gut zehn Minuten zu spät. Wie am Montag trug der 62-Jährige auch am Mittwoch einen schwarzen Anzug und eine rote Krawatte. Er rang sich am Morgen nach seinem Stadionbesuch beim Achtelfinal-Rückspiel der Münchner gegen den FC Arsenal ein Lächeln ab.

Nach den spektakulären Enthüllungen über weitere Millionen an Steuerschulden will das Gericht zwei weitere Zeugen vernehmen. Am Vortag hatte eine Steuerfahnderin vor Gericht ausgesagt, der Präsident des FC Bayern habe mindestens 27,2 Millionen Euro an Steuern hinterzogen – 23,7 Millionen mehr als die Staatsanwaltschaft ihm in ihrer Anklage überhaupt vorwirft.

Wenn die Zeugenanhörung abgeschlossen werden könne, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, «dann ist am Donnerstag mit einem Abschluss des Verfahrens zu rechnen».

+++ 9.30 Uhr: Kurz vor Beginn von Tag 3 +++

Yahoo-Reporterin: Unter den Zuschauern im Saal 134 des Landgerichts MünchenII ist ein Mann mit FC-Bayern-Trikot. Solidaritätsbekundungen anderer Art sind vor diesem dritten Tag im Hoeneß-Prozess nicht zu sehen. Heute werden die Aussagen von weiteren Zeugen erwartet.Ein EDV-Experte vom Steuerfahndungsamt soll u.a. Auskunft über das Erstelldatum der von Hoeneß spät nachgereichten Bankunterlagen geben. Zudem ist ein Betriebsprüfer geladen, der im Hause Hoeneß tätig war. Einkommens Millionäre würden regelmäßig einer Betriebsprüfung unterzogen, hatte Richter Heindlgestern erklärt. An diesem Tag wird sich zeigen, wie der Prozessweitergeht und ob tatsächlich schon morgen ein Urteil verkündet wird.


+++ 8.30 Uhr: Das passiert an Prozesstag 3, Beckenbauer hofft noch auf eine Wende +++

Nach den spektakulären Enthüllungen über weitere Steuerschulden in Millionenhöhe werden am Mittwoch im Prozess gegen Uli Hoeneß zwei zusätzliche Zeugen angehört. Ein Betriebsprüfer, der Einkommensmillionär Hoeneß regelmäßig überprüft hat, sowie ein EDV-Mann des Finanzamtes Rosenheim sind ins Landgericht München II geladen. Nach den Anhörungen will das Gericht entscheiden, ob wie ursprünglich geplant bereits am Donnerstag ein Urteil fällt.

Zuvor war am zweiten Prozesstag bekanntgeworden, dass der Präsident des FC Bayern München offenbar noch deutlich mehr Steuern hinterzogen hat als von ihm selbst zum Auftakt eingeräumt. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht nun von einer Steuerschuld von mindestens 27,2 Millionen Euro aus. Hoeneß hatte am Montag gestanden, 18,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben. In der Anklageschrift stand ursprünglich die Summe von 3,5 Millionen Euro.

Die neuen Zahlen fußen auf Berechnungen, die eine als Zeugin geladene Steuerfahnderin aus Rosenheim am Dienstag dem Gericht schilderte. Die Finanzbeamtin sichtet eine Unmenge an Daten, die Hoeneß erst kurz vor dem Beginn seines spektakulären Verfahrens eingereicht hatte. Der Bayern-Patron muss nach der weiteren Verschärfung seiner Lage mehr denn je eine Freiheitsstrafe befürchten.

Dennoch ließ sich Hoeneß den Besuch beim Champions-League-Heimspiel des FC Bayern gegen den FC Arsenal am Abend in der Allianz Arena nicht nehmen und zeigte sich zumindest äußerlich gelöst im Ehrengastbereich des Stadions. Vor dem Anpfiff stand er mit rot-weißem Schal um den Hals neben Bundestrainer Joachim Löw, der das 1:1 der Bayern und den sicheren Einzug ins Viertelfinale der Königsklasse ebenfalls live miterlebte. Am Ende eines langen und nervenzehrenden Prozesstages konnte Hoeneß sogar wieder jubeln: Er sprang von seinem Sitz auf und reckte beide Arme in die Höhe.

Mehrere Spitzenpolitiker hatten nach den neuen Erkenntnissen aus dem Prozess den Rücktritt von Hoeneß als Aufsichtsratschef und Bayern-Präsident gefordert. Der mit deutschen Wirtschaftsführern besetzte Aufsichtsrat der FC Bayern München AG hält sich indes mit Äußerungen zur Zukunft des Vorsitzenden Hoeneß zurück und will weiter den Ausgang des Prozesses abwarten.

Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hofft noch auf eine Wende in dem Verfahren. «Im Moment schaut’s vielleicht nicht ganz so gut für den Uli aus, aber ich habe bislang noch keine Verteidigung gesehen», sagte Beckenbauer im Pay-TV-Sender Sky und fügte hinzu. «Die Angreifer haben die Fakten offengelegt, haben mehr oder weniger ihr Pulver verschossen. Jetzt liegt es an der Verteidigung, diese Punkte zu klären.»


+++ 18.30 Uhr: Ein Trauerspiel für Hoeneß – Der zweite Prozesstag als Reportage +++


Nicht 3,5 Millionen Euro, nicht 18,5 Millionen Euro – am Ende des zweiten Tages im Prozess vor dem Landgericht München II geht es um 27,2 Millionen Euro, die Uli Hoeneß an Steuern hinterzogen haben soll. Der FC-Bayern-Präsident blickt auf die Tischplatte vor sich, als Steuerfahnderin Gabriele H. das für ihn katastrophale Ergebnis ihrer erste Sichtung von nachgelieferten Unterlagen vor Gericht mitteilt. Der 62-Jährige muss sich wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vor der Wirtschaftsstrafkammer verantworten. Ihm droht eine Freiheitsstrafe. Und mit jedem Verhandlungstag scheint eine Bewährungsstrafe unwahrscheinlicher.

Die 45-jährige Steuerexpertin vom Finanzamt Rosenheim kommt am zweiten Prozesstag zu dem Ergebnis, dass Hoeneß zusätzlich zu den bereits in der Anklage genannten hinterzogenen Steuern in Höhe von 3,5 Millionen Euro dem deutschen Fiskus noch weitere 23,7 Millionen Euro an Steuern vorenthalten hat, die sich aus Devisenspekulationen über sein Schweizer Nummernkonto bei der Vontobel-Bank ergeben haben. Es sei „eine Best-Case-Rechnung“, sagt sie, sie habe „den für Herrn Hoeneß günstigsten Fall angenommen“.

Hoeneß sitzt auf der Anklagebank und hört sich das alles mit sehr ernstem Blick an, sein Gesicht ist gerötet. Er trägt eine dunkelgraue Krawatte zum schwarzen Anzug und weißem Hemd. Der Prozess gerät für ihn zu einem Trauerspiel.

Wie am ersten Verhandlungstag vermeidet Hoeneß auch an diesem Tag, dass es Bilder von ihm auf der Anklagebank gibt. Er bleibt mit seinen drei Anwälten – Markus Gotzens, Bernd Groß und Hanns W. Feigen – solange stehen, bis Richter Rupert Heindl die Fotografen und Kameraleute aus dem Saal geschickt hat.

Die leitende Steuerfahnderin im Fall Hoeneß ist die einzige Zeugin an diesem Tag im Saal 134 im prunkvollen Justizpalast. Für ihre Zeugenaussage hat sie fünf Aktenordner und eine Aktentasche mit noch weiteren Unterlagen dabei. Sie referiert bis zur Mittagspause chronologisch die Ereignisse im Fall Hoeneß, beginnend mit seiner Selbstanzeige am 17. Januar 2013 bis zur Lieferung weiterer Unterlagen durch seine Verteidigung zuletzt am 27. Februar und noch einmal am 5. März dieses Jahres. Insgesamt seien zuletzt 52.000 Seiten hinzugekommen, gespeichert auf drei USB-Sticks. Die Zeugin berichtet, wie Steuerfahnder und Staatsanwaltschaft seit Januar 2013 bei Hoeneß und seinen Beratern immer wieder fehlende Unterlagen anmahnten. Sie telefonierten, schickten Briefe, baten und mahnten. Lange Zeit vergebens.

Gabriele H. berichtet, dass Hoeneß’ Selbstanzeige am 17. Januar 2013 einging. Am Tag darauf sei die Steuerfahndung in Rosenheim informiert worden. Von nun an hatte sie den Fall Hoeneß auf dem Tisch. Schon eine erste Sichtung der Selbstanzeige habe ergeben, dass die gelieferten Zahlen bei Weitem nicht aussagekräftig genug gewesen seien. Am 20. März 2013 durchsuchten Ermittler das Haus von Hoeneß am Tegernsee, sie beschlagnahmten Unterlagen und Handys. Hoeneß wurde verhaftet, der Haftbefehl noch am selben Tag gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von fünf Millionen Euro außer Vollzug gesetzt. Auf die fehlenden Unterlagen vor allem über Hoeneß` Schweizer Devisengeschäfte warteten die Ermittler weiter vergeblich.

“Alle Unterlagen auf den Tisch legen”

Erst am 27. Februar 2014 lieferte Hoeneß Unterlagen nach. Dabei seien maßgebliche Daten bereits am 18. Januar 2013 erstellt worden, wie ein Computerexperte feststellte, so berichtet es die Zeugin vor Gericht. Doch wieder fehlten nach Angaben der Zeugin vor allem detaillierte Auskünfte über Hoeneß Devisengeschäfte.

Am vergangenen Mittwoch schließlich, am 5. März, bekam Steuerfahnderin H. erneut Besuch von Hoeneß Verteidigern. Sie hätten „noch einmal betont, dass sie alles tun wollten, um zur Steuerehrlichkeit zurückzukehren und alle Unterlagen auf den Tisch zu legen“, sagt H. Die Anwälte sagten auch, dass sie „nicht den Eindruck erwecken wollten, dass es sich um ein taktisches Manöver handele“. Es sei der Wille ihres Mandanten, alle Unterlagen vorzulegen. Die Anwälte überreichten noch einmal zwei USB-Sticks. Anwalt Bernd Groß habe ausdrücklich gesagt, dass sie dies „im vollem Bewusstsein“ täten, dass sich die Steuernachzahlung deutlich erhöhen werde. „Die Verteidigung hat uns sehenden Auges diese Unterlagen übergeben, wissend, dass sie zu erheblichen Mehrsteuer führen würden“, sagt die Steuerfahnderin. Seither ist Gabriele H. mit der Sichtung der Unterlagen beschäftigt.

„Können Sie uns sagen, inwieweit da schon eine Durchdringung erfolgen konnte?“, fragt Richter Heindl: „Hinsichtlich einer Relevanz für dieses Verfahren?“ Es ist der Moment, in dem die Steuerfahnderin die unglaubliche Summe von 23,7 Millionen Euro nennt, die noch zur Steuerschuld von 3,5 Millionen Euro hinzukäme. Die 27,2 Millionen Euro, um die es am Ende dieses Tages also geht, muss noch nicht alles gewesen sein. „Ich gebe zu bedenken, dass diese Sachen die letzten paar Tage entstanden sind“, sagt die Zeugin. Bei genauerer Prüfung könne sich das Ergebnis noch verändern.

Am nächsten Verhandlungstag sollen nun entgegen der Ursprungsplanung noch einmal drei Zeugen gehört werden. Darunter der EDV-Experte und ein Betriebsprüfer, der Hoeneß, weil dieser Einkommensmillionär ist, regelmäßig überprüft hat. Mit einem Urteilsspruch am Donnerstag ist damit wohl nicht mehr zu rechnen.

In der Mittagspause bemerkt ein junger FC-Bayern-Fan, dass er an diesem Tag der Einzige im Saal ist, der einen rot-weißen Schal trägt.

Von Wiebke Ramm


+++17.30 Uhr: Rücktrittsforderungen aus der Politik +++

Immer mehr Spitzenpolitiker fordern mittlerweile den Rücktritt von Hoeneß als Aufsichtsratschef und Bayern-Präsident. «Spätestens jetzt ist es Zeit, sein öffentliches Amt beim FC Bayern München niederzulegen. Die Vorbildfunktion des Sports ist durch Hoeneß bereits stark beschädigt», sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Mittwoch). SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann zeigte sich entsetzt über die neuen Größenordnungen der Steuervergehen. «Ich bin fassungslos über das Ausmaß der Steuerhinterziehung», sagte Oppermann am Dienstag in Berlin.

+++16.30 Uhr: Zweiter Tag im Steuer-Prozess um Uli Hoeneß beendet +++

Nach der Bekanntgabe einer neuen Millionen-Schuld ist der zweite Tag des spektakulären Steuerprozesses von Uli Hoeneß am Dienstagnachmittag zu Ende gegangen. Die neue Steuerschuld liegt nach Angaben der Münchner Staatsanwaltschaft bei 27,2 Millionen Euro. Zu den 23,7 Millionen Euro, die aus neuen Unterlagen von der Rosenheimer Steuerfahndung errechnet worden waren, kommen demnach noch die 3,5 Millionen Euro aus der ursprünglichen Anklage gegen den Bayern-Präsidenten hinzu.

Die Steuerfahnderin umriss in ihren umfangreichen Ausführungen das Volumen der Geschäfte von Hoeneß mit seinen zwei Schweizer Konten. Bis 2007 habe er hier einen Vermögenszuwachs von 120 Millionen Euro erwirtschaftet. Davon seien nach Angaben seiner Bank Vontobel 70 Millionen Euro steuerfrei. Am Ende des Jahres 2010 sei dann zwar von den Gewinnen nicht mehr viel übrig gewesen, dies ändere aber nichts.

Der Zeitplan mit einer Urteilsverkündung am Donnerstag könnte weiterhin eingehalten werden. Das Gericht will aber erst den Mittwoch abwarten. Am dritten Prozesstag sollen als weitere Zeugen ein Betriebsprüfer sowie ein EDV-Mann des Finanzamtes Rosenheim gehört werden. Nach den neuen Enthüllungen muss Hoeneß mehr denn je eine Gefängnisstrafe befürchten.

Wie der Sprecher am Rande des Prozesses weiter sagte, spielt bei einer Verurteilung von Hoeneß die Höhe der Steuerhinterziehung die entscheidende Rolle. Es handle sich um jeden Fall um schwere Steuerhinterziehung, für die bis zu zehn Jahre Haft drohen. Hoeneß hofft aber noch immer darauf, dass seine im Januar vergangenen Jahres eingereichte Selbstanzeige gültig ist.

+++16.15 Uhr: Wohl Steuern in Höhe von 27,2 Millionen Euro hinterzogen +++


Yahoo-Reporterin meldet: Der Sprecher der Staatsanwaltschaft korrigiert die Summe der hinterzogenen Steuern weiter nach oben: zu den 23,7 Millionen Euro komme noch die 3,5 Millionen Euro aus der Anklage. Es geht für Uli Hoeneß am Ende des 2. Prozesstages nunmehr um hinterzogene Steuern in Höhe von 27,2 Millionen Euro.

+++14.30 Uhr: Wohl Steuern in Höhe von 23,7 Millionen Euro hinterzogen +++


Yahoo-Reporterin meldet: Steuerfahnderin kommt nach erster Sichtung der aktuellen Unterlagen zum Ergebnis, dass Hoeneß Steuern in Höhe von 23,7 Millionen Euro hinterzogen hat. “Bestenfalls”, sagt die Expertin. Sie hat einige Berechnungen zu seinen Gunsten vorgenommen. Hoeneß blickt mit gerötetem Gesicht auf die Tischplatte vor sich.


Der 62 Jahre alte Hoeneß hatte zum Auftakt des zunächst auf vier Tage angesetzten Verfahrens eingeräumt, insgesamt 18,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben und damit 15 Millionen mehr als in der Anklage angenommen.

+++13.45 Uhr: Kein schnelles Urteil für Hoeneß +++


Zu einer schnellen Urteilsverkündung von Richter Rupert Heindl an diesem Donnerstag wird es vor dem Münchner Landgericht wohl nicht kommen.

«Es ist nicht mehr sehr wahrscheinlich, dass es so sein wird», sagte Gerichtssprecherin Andrea Titz am Dienstag und betonte: «Es ist durchaus davon auszugehen, dass weitere Termine erforderlich sein werden.» Für Mittwoch ist ein Betriebsprüfer als zusätzlicher Zeuge geladen. Laut Titz ist zu erwarten, dass zu den dann angehörten fünf Zeugen noch weitere benannt werden könnten. Der 62 Jahre alte Hoeneß hatte zum Auftakt des zunächst auf vier Tage angesetzten Verfahrens eingeräumt, insgesamt 18,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben und damit 15 Millionen mehr als angenommen.

+++ 13 Uhr: Mittagspause +++


In der Mittagspause bemerkt ein junger FC-Bayern-Fan, dass er an diesem Tag der Einzige im Saal ist, der einen rot-weißen Schalträgt. Von den Zahlenkolonnen, die die Steuerexpertin eben nicht müde wurde vorzutragen, wirkt der junge Mann etwas ermattet.


+++11.45 Uhr: Hoeneß schwer belastet +++

FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß ist vor Gericht von einer Steuerfahnderin massiv belastet worden. Laut der Zeugenaussage der Fahnderin des Finanzamts Rosenheim vor dem Landgericht München II hielt Hoeneß Unterlagen zu seinen zwei Schweizer Konten über ein Jahr vor den Finanzbehörden zurück. Hoeneß’ Verteidigung habe die PDF-Dateien erst am 27. Februar abgegeben. Seine Bank habe die Dateien aber bereits am 18. Januar 2013 erstellt. Unterdessen mehren sich die Forderungen nach einer harten Strafe für den Bayern-Boss.

Hoeneß hatte am 17. Januar 2013 eine Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung abgegeben. Die Staatsanwaltschaft erkannte diese aber als unvollständig nicht an und klagte Hoeneß deshalb wegen Steuerhinterziehung an. Eine entscheidende Frage für die Gültigkeit der Selbstanzeige ist, ob Hoeneß darin umfassende Angaben gemacht hat.

Wie die Steuerfahnderin schilderte, gab es nach der Selbstanzeige mehrere Gespräche und Treffen, bei denen Hoeneß über seine Steuerberater und Anwälte Angaben zur ursprünglichen Anzeige ergänzte oder das Nachreichen von Daten ankündigte – bis hin zu der Übergabe eines USB-Sticks mit den vollständigen Bankunterlagen erst zwei Wochen vor dem jetzigen Prozessbeginn.

Hoeneß ist wegen Steuerhinterziehung in sieben Fällen angeklagt, die Staatsanwaltschaft ging von einer Steuerschuld von 3,5 Millionen Euro aus. Zum Prozessauftakt am Montag legte Hoeneß überraschend ein umfassendes Geständnis ab, laut dem er mindestens 18,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen hat. An einer Freiheitsstrafe für Uli Hoeneß geht NachAnsicht von Steuergewerkschaftschef Thomas Eigenthaler kein Weg mehrvorbei. «Eine Freiheitsstrafe ist für mich absolut zwingend», sagte er dem Bayerischen Rundfunk. «Ob sie jetzt noch zur Bewährung ausgesetzt werden kann, daran habe ich ganz, ganz starke Zweifel.»

Der Chef der Linkspartei, Bernd Riexinger, verlangte Hoeneß’ sofortigen Rückzug von seinem Vereinsamt. “Uli Hoeneß hat Steuern in einem unvorstellbaren Ausmaß hinterzogen. Der Name Hoeneß wird zur neuen Maßeinheit für Steuerflucht werden”, sagte Riexinger der “Rheinischen Post”. “Er kann nun keinesfalls weiter an der Spitze des FC Bayern bleiben. Ehrlich machen heißt zurücktreten.”

Die Juso-Bundesvorsitzende Johanna Uekermann vertrat die Auffassung, bei einer solchen Summe dürften “keine strafmildernden Umstände zugelassen werden”. “Steuerhinterziehung ist kriminell und muss bestraft werden”, sagte die SPD-Politikerin “Handelsblatt Online”. Hoeneß müsse als Präsident des FC Bayern München zurücktreten.



+++ 10.30 Uhr: Prozesstag 2 beginnt mit Zeugenaussage – Experten sehen schwarz für Hoeneß +++

Nach dem spektakulären Millionen-Geständnis von Uli Hoeneß hat der zweite Verhandlungstag im Prozess gegen den Präsidenten des FC Bayern begonnen. Das Landgericht München II beschäftigt sich mit den umfangreichen neuen Unterlagen, die Hoeneß’ Anwälte erst kurz vor dem Steuerstrafverfahren eingereicht hatten.

Befragt wird eine Steuerbeamtin aus Rosenheim, die die 70 000 Seiten derzeit unter die Lupe nimmt. Die entscheidenden Fragen des Tages werden sein, ob die Sichtung dieses Aktenberges mehr Zeit benötigt. Darüber hinaus muss sich zeigen, was das Eingeständnis von Hoeneß zum Auftakt des Prozesses, insgesamt 18,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben, für den Bayern-Boss bedeutet.

Hoeneß und seine Anwälte hatten mit den neuen Zahlen auch die Staatsanwaltschaft überrascht. Diese hatte dem 62-Jährigen in ihrer Anklage noch vorgeworfen, 3,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben. Die Finanzbeamtin ist bereits die letzte von vier geladenen Zeugen. Ursprünglich hatte der Vorsitzende Richter Rupert Heindl geplant, schon am Donnerstag das Urteil zu verkünden. Dieser Zeitplan steht nach der überraschenden Entwicklung in Frage.

An einer Freiheitsstrafe für Hoeneß geht nach Ansicht von Steuergewerkschafts-Chef Thomas Eigenthaler kein Weg mehr vorbei. «Eine Freiheitsstrafe ist für mich absolut zwingend», sagte er dem Bayerischen Rundfunk. «Ob sie jetzt noch zur Bewährung ausgesetzt werden kann, daran habe ich ganz, ganz starke Zweifel.» Jetzt werde man «erst mal aufdröseln müssen, wie die 18,5 Millionen überhaupt zustande gekommen sind», sagte Eigenthaler. «Ich bezweifle, ob man das in diesen Tagen bis Donnerstag überhaupt hinkriegt.»

Der Jurist und FDP-Politiker Wolfgang Kubicki glaubt ebenfalls nicht an eine Bewährungsstrafe. «Die Zahl alleine, 18 Millionen Euro, ist so schwerwiegend, das mir der Glaube momentan fehlt, dass er eine Bewährungsstrafe erhalten kann», sagte der stellvertretende Parteivorsitzende der FDP am Montag im Deutschlandfunk.

«Ich war erschüttert, als ich dieses hohe Ausmaß an Steuerhinterziehung vernahm», sagte Eigenthaler. «Was mich ebenso entsetzt, ist, dass Hoeneß offenbar Steuerfahndung und die Staatsanwaltschaft ein Jahr im Unklaren gelassen hat, ja geradezu an der Nase herumgeführt hat.»

Am zweiten Verhandlungstag blieb vor dem Münchner Justizpalast der große Andrang vom Prozessauftakt zunächst aus. Es versammelten sich deutlich weniger Zuschauer vor dem Gerichtsgebäude. Hoeneß erschien wieder in einem schwarzen Anzug, dieses Mal mit grau-blauer Krawatte. Er lächelte kurz in die Kameras, wirkte aber insgesamt ernster als am Vortag. Seine Frau Susi war auch wieder ins Gericht gekommen.

Uli Hoeneß ist nach seiner Verurteilung nicht in Haft genommen worden. Das teilte Gerichtssprecherin Andrea Titz mit. Der Haftbefehl werde in bestehender Form aufrechterhalten und bleibe außer … mehr

+++ 9.35 Uhr: Prozesstag 2 hat begonnen +++

+++ 9.30 Uhr: Warten auf Hoeneß +++

Die Fotografen und Kameraleute sind bereit und haben sichvor der Anklagebank postiert. Gestern kam Hoeneß mit seinen drei Anwälten –Markus Gotzens, Bernd Groß und Hanns W. Feigen – um fünf Minuten vor Verhandlungsbeginn in den Saal.

+++ 9 Uhr: Ruhe vor dem Münchener Justizpalast +++

Eine knappe Stunde vor Beginn des zweiten Verhandlungstages im Hoeneß-Prozess herrscht weitestgehende Ruhe vor dem Prunkbau des Münchener Justizpalastes: keine Demonstranten, keine Warteschlange. Dabei sollen noch zwei, drei Zuschauerplätze im Saal 134 frei sein.

Heute wird die leitende Steuerfahnderin als Zeugin erwartet, die für die Sichtung der 70.000 Aktenseiten zuständig ist, die Uli Hoeneß vor knapp zwei Wochen nachlieferte. Aus ihnen soll hervorgehen, dass der FC.Bayern-Präsident nicht 3,5 Millionen Euro an Steuern, sondern mindestens 18,5 Millionen Euro hinterzogen hat. Von ihrer Aussage könnte abhängen, wie de rProzess weitergeht, ob also tatsächlich am Mittwoch die Plädoyers gehalten werden können, sodass die Kammer am Donnerstag das Urteil verkünden könnte.

+++ 8.30 Uhr: Tag 2: Finanzbeamtin sagt aus +++


Nach dem spektakulären Millionen-Geständnis von Uli Hoeneß in seinem Steuerprozess beschäftigt sich das Landgericht München an diesem Dienstag (09.30 Uhr) mit den umfangreichen neuen Unterlagen. Befragt wird eine Steuerbeamtin, die die Akten derzeit unter die Lupe nimmt.

Hoeneß und seine Anwälte hatten die Informationen erst kurz vor dem Prozess an das Gericht weitergeleitet – und damit sogar die Staatsanwaltschaft überrascht. Die hatte dem Präsidenten des FC Bayern München in ihrer Anklage noch vorgeworfen, 3,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben. Nach dem ersten Prozesstag aber ist klar: Das war nur die Spitze des Eisbergs. Hoeneß hat völlig unerwartet selbst eingeräumt, rund das Fünffache hinterzogen zu haben. 18,5 Millionen Euro hat er nach eigenen Angaben dem deutschen Fiskus vorenthalten.

Wie es nun genau im Prozess weitergeht, ist unklar. Soviel aber ist sicher: Schon als nur 3,5 Millionen Euro an hinterzogenen Steuern im Raum standen, drohte Hoeneß schlimmstenfalls eine Gefängnisstrafe ohne Bewährung. Die Ausgangslage hat sich für ihn nach Bekanntwerden der riesigen Summe wohl kaum verbessert.

Die Finanzbeamtin, die an diesem Dienstag aussagen soll, ist bereits die letzte von vier geladenen Zeugen. Ursprünglich hatte der Vorsitzende Richter Rupert Heindl geplant, schon am Donnerstag das Urteil gegen den Fußball-Funktionär zu verkünden. Ob sich durch das überraschende, weitreichende Geständnis etwas am Zeitplan ändert, war nach Angaben des Gerichts zunächst unklar. Gespannt wird nun verfolgt, ob eine Tendenz zu erkennen ist, inwieweit die von Hoeneß gestandenen neuen Millionenbeträge die Verhandlung beeinflussen



+++ 18 Uhr: “Ich will hier nicht jammern” – Der erste Prozesstag als Reportage +++

Vielleicht hat Uli Hoeneß es sich vom ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff abgeschaut. Jedenfalls bemüht sich auch der Präsident des FC Bayern München, dass es von ihm keine Bilder auf der Anklagebank gibt. Um 9.25 Uhr betritt der 62-Jährige mit seinen Verteidigern den Saal 134 im Münchener Justizpalast. Er bleibt stehen, hält sich mit beiden Händen an der Stuhllehne fest und ringt sich ein Lächeln ab in Richtung der Kameras. Hoeneß trägt eine weinrote Krawatte zum schwarzen Anzug, sein Gesicht ist leicht gerötet. Hoeneß wirkt angespannt. In der ersten Reihe unter den Zuschauern sitzt seine Frau.

Der Angeklagte und seine Verteidiger setzen sich erst, als die drei Berufs- und zwei Laienrichter der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München II um Punkt 9.30 Uhr den Saal betreten haben und der Vorsitzende Richter, Rupert Heindl, alle Anwesenden bittet, Platz zu nehmen. Unter den Zuschauern im Saal ist eine Frau, die „Uli Hoeneß – Legend“ Weiß auf Rot auf ihrem Pullover trägt. Sie guckt sehr ernst

Richter Heindl wird seinem Ruf als Mann klarer Worte schnell gerecht. Er ruft die Medien zur Ordnung, sich an die „Spielregeln“ zu halten. Ein Begriff, den er im Zusammenhang mit dem FC-Bayern-Präsident für besonders passend hält, wie er lächelnd sagt.

Staatsanwalt Achim von Engel verliest die Anklage. Und damit werden erstmals alle Vorwürfe gegen Hoeneß öffentlich. Es geht um die Steuererklärungen von 2003 bis 2009, in denen Hoeneß seine Einkünfte auf seinem bis zur Selbstanzeige vor den deutschen Behörden verborgenem Konto bei der Schweizer Bank Vontobel hätte angeben müssen. Engel spricht noch von einem zweiten Konto, dass Hoeneß dort ab 2004 gehabt habe.

Hoeneß habe über diese Schweizer Konten „in erheblichem Umfang Spekulationsgeschäfte“ getätigt, so Engel. Der Staatsanwalt verliest minutenlang Zahlen und Daten. Für jedes einzelne der sieben relevanten Jahre nennt er die Beträge auf den Cent genau, die Hoeneß verschwiegen haben soll. Engel rasselt in hoher Geschwindigkeit Millionensummen herunter. Insgesamt geht es um Gewinne in Höhe von 33 526 614 Euro und hinterzogene Steuern in Höhe von 3 545 939,70 Euro. Hoeneß habe zudem zu Unrecht steuerliche Verlustvorträge aus Geldgeschäften in Höhe von 5 519 739,20 Euro erhalten. Die Anklage wirft Hoeneß Steuerhinterziehung in sieben Fällen vor. Engel sagt auch: „Ob und wenn ja, in welchem Umfang weitere Devisentermingeschäfte steuerpflichtig waren, ist nicht bekannt.“ Hoeneß wird an diesem Tag darauf eine überraschende Antwort liefern.

Uli Hoeneß ist nach seiner Verurteilung nicht in Haft genommen worden. Das teilte Gerichtssprecherin Andrea Titz mit. Der Haftbefehl werde in bestehender Form aufrechterhalten und bleibe außer … mehr

Hoeneß will nicht schweigen. Er verliest eine vorbereitete Erklärung und beantwortet die Fragen des Gerichts und der Staatsanwaltschaft. Er will „reinen Tisch“ machen, das betonen er und seine Anwälte immer wieder. Doch bevor Hoeneß spricht, meldet sich sein Verteidiger, Hanns W. Feigen, zu Wort. Feigen sagt: „Wir sitzen alle hier, weil Uli Hoeneß Selbstanzeige eingereicht hat.“ Auch die Staatsanwaltschaft hätte erklärt, dass „ohne diese Selbstanzeige die Ermittlungen der Behörden ergebnislos verlaufen wären“. Dies sei zu Gunsten des Angeklagten zu berücksichtigen. „Im Zentrum steht die vollständige Rückkehr des Uli Hoeneß’ zur Steuerehrlichkeit“; sagt Feigen. Und dann folgt die Überraschung.

Denn die echte Überraschung steht nicht in der Anklageschrift, Hoeneß liefert sie am ersten Tag über seine Verteidiger selbst. Es geht nicht mehr nur um Steuern in Höhe von 3,5 Millionen Euro, die der FC-Bayern-Präsident hinterzogen hat. Nach Angaben von Hoeneß` Verteidiger Hanns W. Feigen hat sich der Betrag noch einmal um mehr als 15 Millionen Euro erhöht. „Grob geschätzt“, sagt Feigen in einer Verhandlungspause. Es könnten auch 18 oder 20 Millionen Euro sein, im strafrechtlich relevanten Zeitraum der Jahre 2003 bis 2006.

„Warum erst jetzt?“

Erst vor zwei Wochen hatte Hoeneß Unterlagen über weitere Devisengeschäfte in der Schweiz vorgelegt. „Warum erst jetzt?“, fragt Staatsanwalt Engel den Angeklagten. Er fragt es gleich noch einmal: „Warum erst jetzt?“ Hoeneß hat keine rechte Erklärung dafür. Seine Verteidiger verweisen auf aufwendige und zeitraubende Recherchen auf Seiten der Bank.

Zuvor aber spricht Hoeneß selbst. „Hohes Gericht“, beginnt er: „die mir in der Anklage zur Last gelegten Steuerstraftaten habe ich begangen. Mit anderen Worten: Ich habe Steuern hinterzogen.“ Er wisse, dass seine Selbstanzeige am 17. Januar 2013 daran nichts geändert habe. „Ich habe aber gehofft, durch meine Selbstanzeige einer strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen.“ Er bereue sein „früheres Verhalten zutiefst“, sagt er – und: „Ich bin kein Sozialschmarotzer.“

Hoeneß war nach eigenen Angaben davon ausgegangen, seine Steuersünden mittels eines geplanten Steuerabkommens zwischen Deutschland und der Schweiz sühnen zu können, ganz ohne öffentliches Aufsehen. Doch das Abkommen scheiterte im Dezember 2012.

Hoeneß sagt, er habe zwei Steuerexperten und einen Wirtschaftsanwalt damit beauftragt, für ihn eine Selbstanzeige abzugeben. Dabei ging offenkundig etwas schief. Denn die Staatsanwaltschaft zweifelt an der Wirksamkeit dieser Selbstanzeige und hat Anklage erhoben. Das Gericht scheint es ähnlich zu sehen, sonst gäbe es den Prozess nicht.

Eine Selbstanzeige ist laut Abgabenordnung nur dann wirksam, wenn ein Steuersünder alle Karten auf den Tisch legt und dies aus freien Stücken tut. Straffreiheit tritt nach Paragraf 371, Absatz zwei, nicht ein, wenn eine Tat „ganz oder zum Teil bereits entdeckt war und der Täter dies wusste oder bei verständiger Würdigung der Sachlage damit rechnen musste“.

War die Selbstanzeige fehlerhaft?

Die Anklagebehörde sieht in Hoeneß` Angaben in der Selbstanzeige erhebliche Lücken. Hoeneß selbst sagt: „Als Laie kann ich zu diesen juristischen Fragen nichts beitragen.“ Seine Verteidiger meinen, auch die nun neu genannten hinterzogenen Steuern in Höhe von rund 15 Millionen Euro seien für versierte Augen schon in der Selbstanzeige erkennbar. Sie sagen: Die Anzeige sei im Ganzen nicht unvollständig, ihr Mandant sei auch nicht erwischt worden, und die Selbstanzeige also wirksam.

War die Selbstanzeige fehlerhaft? Richter Rupert Heindl hakt nach. Immer und immer wieder. In der Anlage zur Anzeige waren nur die Jahressalden aufgeführt, sagt der Richter. Gewinne während der jeweiligen Jahre fehlen. Hoeneß sagt, er habe auf seine Experten vertraut und “keine Ahnung von Selbstanzeigen”. Der Richter: „Da brauche ich kein Steuerrechtler sein, um zu wissen, dass ich für Verluste keine Steuern zahlen muss.“ Nach Hoeneß` Angaben hätte er nur in drei Jahren Gewinne gemacht. Hoeneß: „Um ehrlich zu sein, ich habe das gar nicht richtig angeschaut.“ Auch die Kontoauszüge habe er nie betrachtet. Er sagt: „Letztlich war es ein großes Durcheinander.“ Richter Heindl ist skeptisch.

Als das Abkommen mit der Schweiz scheiterte, habe Hoeneß die Selbstanzeige erstellt – „und dann überschlugen sich die Ereignisse“, sagt er. Hoeneß meint die Durchsuchung bei ihm zu Hause am 20. März 2013 und den Haftbefehl, der gegen Zahlung einer Kaution von fünf Millionen Euro nur außer Vollzug gesetzt ist. Als die Ereignisse öffentlich wurden, habe er Morddrohungen erhalten. Er und seine Familie litten bis heute unter den Belastungen. “Ich will hier aber nicht jammern.”

Vor Gericht wird die Vernehmung eines mittlerweile pensionierten Steuerfahnders verlesen, der in jener Nacht auf den 17. Januar im Hause Hoeneß dabei war, um die Selbstanzeige zu erstellen. Es wird deutlich, dass beim Erstellen der Hektik kaum Bankunterlagen vorlagen und alles ganz schnell gehen musste.

Hoeneß war durch die Recherche eines „Stern“-Reporters aufgeschreckt worden, wodurch er und seine Berater beim Zusammenstellen der Unterlagen in Hektik verfielen. Hoeneß selbst sagt zunächst, die Recherchen des Journalisten hätten überhaupt nichts mit seiner Selbstanzeige zu tun gehabt. Da fährt ihn sogar sein Verteidiger Feigen an: „Herr Hoeneß, erzählen Sie doch keinen vom Gaul!“ Schon der Richter hatte seine Skepsis geäußert: „Das kann man glauben, muss man aber nicht.”

Er spricht von einem „Kick“

Das Konto bei der Schweizer Vontobel-Bank, um das es geht, habe er seit 1975, sagt Hoeneß vor Gericht. Es hätte einige Jahre geruht, bis er es schließlich für Börsenspekulationen nutzte. 2001 soll der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus, der Mitte 2009 verstarb, Hoeneß 20 Millionen D-Mark geliehen und auf das Konto eingezahlt haben. Hoeneß gab an, zuvor durch Fehlspekulationen hohe Verluste gemacht zu haben. Dann kamen die Dreyfus-Millionen. Von da an habe er dann „richtig gezockt“, „teilweise Tag und Nacht“, sagt er vor Gericht. Er spricht von einem „Kick“.

Die Steuerbehörde sei derzeit dabei, die rund 70.000 Blatt Papier zu sichten, die der Angeklagte vor etwa zwei Wochen nachgereicht hatte, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft nach der Verhandlung.

Am zweiten Verhandlungstag wird die leitende Steuerfahnderin im Fall Hoeneß als Zeugin gehört. Die Beamtin ist mit der Prüfung der neuen Akten betraut. Erst danach, so eine Sprecherin des Gerichts, sei absehbar, inwiefern an der bisherigen Prozessplanung festgehalten werden könne. Ursprünglich waren die Plädoyers für Mittwoch und das Urteil für Donnerstag erwartet worden


+++ 16.45 Uhr: Vielleicht neue Verhandlung ? +++


Der Prozess im Steuerfall Uli Hoeneß hat durch das umfassende Geständnis mit einem Paukenschlag begonnen. Wie die Sprecherin des Oberlandesgerichts München, Andrea Titz, gegenüber N24 sagte, habe Hoeneß “vor gut einer Woche Unterlagen im Umfang von 70.000 Blatt Papier vorgelegt”. Nun müssten sich die Steuerfahndungsbehörden und das Gericht mit dieser Fülle an Unterlagen auseinandersetzen. Je nachdem könne es “durchaus erforderlich sein, dass man weitere Verhandlungstage braucht; vielleicht muss man die Verhandlung sogar neu beginnen, wenn man eben diese Unterlagen nicht in der gebotenen Zeit auswerten kann”, so Titz weiter. Die Zeugenvernehmung am Dienstag werde klarstellen, inwieweit die Auswertung dieser Akten abgeschlossen sei, erklärte Titz weiter.



+++ 16 Uhr: Experte: Haftstrafe immer wahrscheinlicher +++


Der Vorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Thomas Eigenthaler, hält nach den neuen Enthüllungen eine Haftstrafe für immer wahrscheinlicher. «Das sind ja gigantische Zahlen. Und das wirft ein wirklich dunkles Licht auf diese Selbstanzeige», sagte Eigenthaler dem TV-Sender N24. «Ich sehe mittlerweile eine Gefängnisstrafe am Ende des Tunnels», sagte Eigenthaler. Das Urteil wird für Donnerstag erwartet.

Zuvor hatte Hoeneß gleich zum Auftakt des spektakulären Strafprozesses eine Steuerhinterziehung von gigantischen 18,5 Millionen Euro eingeräumt. Am ersten von vier Verhandlungstagen vor dem Landgericht München II gestand der 62-Jährige damit am Montag einen Betrag, der rund fünfmal so hoch ist wie die von der Staatsanwaltschaft angenommenen 3,5 Millionen Euro. «Ich bin froh, dass jetzt alles auf dem Tisch liegt. Ich werde alles dafür tun, dass dieses für mich bedrückende Ereignis abgeschlossen wird», betonte Hoeneß.


Der Präsident des FC Bayern München berichtete in einem der wohl außergewöhnlichsten Steuerprozesse in Deutschland von seiner Zockerei an der Börse; er schob Unsummen herum, manchmal rief er nachts bei der Bank an. 50 000 Transaktionen habe er zwischen 2001 und 2010 gehabt. Zwischenzeitlich sei er regelrecht verrückt gewesen und habe die Nerven verloren, bekannte der 62-Jährige. Angesichts der neuen enormen Zahlen scheint sich die Lage für Hoeneß zuzuspitzen. Zentrale Frage aber bleibt: Wie bewertet das Gericht seine Selbstanzeige vom Januar 2013?

++++ 15.30 Uhr: Richter Heindl kritisch  ++++


Richter Heindl fühlt Hoeneß auf den Zahn und hakt immer wieder nach, wenn der 62-Jährige sagt, er habe gar nicht bis ins Detail von den millionenschweren Devisengeschäften gewusst, die von seinem Schweizer Konto aus abgewickelt wurden. Er habe der Bank schließlich vertraut, sagt Hoeneß. «Sie können mit Ihrem Geld machen, was Sie wollen», entgegnet Heindl. «Aber ich kann es nicht nachvollziehen, dass hier um Millionen gezockt wird – und da gibt es kein Gespräch darüber.» Ein Lieblingssatz von Heindl: «Man kann es glauben, man muss es aber nicht glauben.»

Heindl zeigte sich äußerst kritisch zu den Darstellungen von Hoeneß. Er äußerte sich “überrascht”, dass Hoeneß nie etwa schriftliche Kontoauszüge in die Hand bekommen haben will. Das Gericht habe inzwischen grob geschätzt 70.000 Blatt Papier zu den Kontobewegungen von Hoeneß erhalten. Der Richter zeigte sich auch verwundert, warum Hoeneß sich beim Auftauchen von CDs mit den Daten von Steuersündern nicht schon früher zur Selbstanzeige entschlossen hatte.

Besonders offen attackierte Heindl den Angeklagten Hoeneß bei der Darstellung, dass er von Recherchen eines “Stern”-Journalisten zu dem Schweizer Konto nicht besonders beunruhigt gewesen sein will. “Das kann man glauben, muss man aber nicht”, sagte der Richter. Für den Prozess sind bis Donnerstag vier Verhandlungstage angesetzt.


+++ 15.30 Uhr: Steuerbeamter : Name Hoeneß ist zu keinem Zeitpunkt gefallen +++


Ein Stuttgarter Steuerbeamter sagte als Zeuge, er habe bereits 2012 einen Hinweis bekommen. Ein Journalist habe sich mit Fragen gemeldet. Dem Journalisten habe jemand mit der Aussage gefehlt, dass ein Schweizer Nummernkonto dem FC Bayern gehöre. Andererseits seien die Angaben zu vage gewesen, um sie weiter zu verfolgen. Der Journalist habe auch die Nummer des Kontos nicht herausgeben wollen.

«Der Name Hoeneß, das kann ich definitiv sagen, ist zu keinem Zeitpunkt gefallen.» Er habe seine Münchner Kollegen informiert. Der dort damit betraute Steuerbeamte habe nach «Ausschlussverfahren» vermutet, dass es sich um Uli Hoeneß handeln könnte. Er habe am 17. Januar 2013 einen Aktenvermerk geschrieben – am Morgen dieses Tages war bereits die Selbstanzeige eingegangen. Der dritte Zeuge wollte nicht vernommen werden, es wurde eine frühere Vernehmung verlesen.


+++ 14.15 Uhr: Erste Eindrücke von unserer Reporterin Wiebke Ramm aus dem Gerichtsaal +++


„Uli Hoeneß – Legend“ steht weiß auf rot auf dem Shirt einer Frau im Saal. Sie guckt sehr ernst. Vor dem Gebäude prangert ein Demonstrant Ankauf und Verwertung von Daten von Steuer-CDs an. Ein anderer fordert auf seinem Transparent „Milde“ für Hoeneß, denn: „Er tut so viel Gutes.“ Noch ein anderer bringt es mit nur einem Wort auf den Punkt: „Sulidarität“.

Um 9.25 Uhr betritt Hoeneß mit seinen Verteidigern den Saal. Er ringt sich ein Lächeln in Richtung Kameras ab. Vielleicht hat er es sich vom ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff abgeschaut. Jedenfalls bemüht auch er sich, dass es von ihm keine Bilder auf der Anklagebank gibt. Im Angesicht der Kameraleute und Fotografen bleibt er stehen, hält sich mit beiden Händen an der Stuhllehne fest. Er trägt eine weinrote Krawatte zum schwarzen Anzug, sein Gesicht ist leicht gerötet. Sollte Hoeneß nervös sein, ist es ihm kaum anzumerken.

Uli Hoeneß und seine Verteidiger setzen sich erst, als die drei Berufs- und zwei Laienrichter um Punkt 9.30 Uhr den Saal 134 des Münchner Justizpalastes betreten haben und der Vorsitzende Richter, Rupert Heindl, alle Anwesenden bittet, Platz zu nehmen.

Staatsanwalt Achim von Engel verliest die Anklage – und damit werden erstmals alle Vorwürfe gegen Hoeneß öffentlich. Die Anklageschrift war bis dato ein gut gehütetes Geheimnis. Während die Münchener Justiz bei anderen Straftaten Journalisten die Anklage zumindest in groben Zügen schon vor Prozessbeginn mitteilt, gilt bei Steuerhinterziehung verschärfte Geheimhaltungspflicht. Engel spricht nicht mehr nur von einem, sondern ab 2004 von einem zweiten Konto bei der Schweizer Vontobel-Bank.

Doch die echte Überraschung präsentiert Hoeneß selbst. Es geht nicht mehr nur um Steuern in Höhe von 3,5 Millionen Euro, die der FC-Bayern-Präsident hinterzogen hat. Nach Angaben von Hoeneß` Verteidiger Hanns W. Feigen hat sich der Betrag noch einmal um mehr als 15 Millionen Euro erhöht. „Grob geschätzt“, sagt Feigen in einer Verhandlungspause. Es könnten auch 18 oder 20 Millionen Euro sein, im strafrechtlich relevanten Zeitraum der Jahre 2003 bis 2006. Es geht also ab sofort um insgesamt mindestens 18,5 Millionen Euro, die Hoeneß hinterzogen hat.

Erst vor zwei Wochen hatte Hoeneß Unterlagen über weitere Devisengeschäfte in der Schweiz vorgelegt. „Warum erst jetzt?“, fragt Staatsanwalt Achim von Engel den Angeklagten. Er fragt es gleich noch einmal: „Warum erst jetzt?“ Honeß hat keine rechte Erklärung dafür. Seine Verteidiger verweist auf aufwendige und zeitraubende Recherchen auf Seiten der Bank.

Welche strafrechtlichen Folgen dies bei einer Verurteilung hätte, erklärt die Gerichtssprecherin mit einem Vergleich. Wenn ein Ladendieb angeklagt ist, weil er 10.000 Euro gestohlen haben soll, sich aber heraus stellt, das es 20.000 Euro waren, dann sei dies durchaus relevant.

Hoeneß Verteidiger gehen aber wohl weiterhin davon aus, dass die Selbstanzeige ihres Mandanten wirksam oder zumindest erheblich strafmildernd ist.

Uli Hoeneß ist nach seiner Verurteilung nicht in Haft genommen worden. Das teilte Gerichtssprecherin Andrea Titz mit. Der Haftbefehl werde in bestehender Form aufrechterhalten und bleibe außer … mehr

+++ Die Mittagszusammenfassung: Geständnis von Hoeneß, viel höherer Betrag +++

Uli Hoeneß hat bei seinem umfassenden Geständnis vor Gericht eine vielfach höhere Steuerhinterziehung eingeräumt, als ihm die Anklage vorgeworfen hat. Anstelle der im Anklagesatz aufgeführten 3,5 Millionen Euro gehe er von einem zweistelligen Millionenbetrag aus, gestand der Präsident des FC Bayern am Montag in München. Insgesamt ginge es dann um 18,5 Millionen Euro. «Ich bin froh, dass jetzt alles auf dem Tisch liegt. Ich werde alles dafür tun, dass dieses für mich bedrückende Ereignis abgeschlossen wird», sagte Hoeneß.

Der 62-Jährige wolle es als Zeichen seiner Geständigkeit verstanden wissen, dass er sich zu den über die Anklageschrift hinausgehenden 15 Millionen Euro an hinterzogenen Steuern bekannte, wie sein Anwalt Hanns W. Feigen erläuterte. Offizieller Gegenstand der Anklage sind sie nicht. Was diese Aussagen für den Prozess bedeuten, war zunächst nicht abzusehen.

Die Erklärung von Uli Hoeneß

«Ich habe Steuern hinterzogen», sagte Hoeneß. «Mir ist bewusst, dass daran auch die Selbstanzeige nichts ändert. Ich habe gehofft, mit einer Selbstanzeige einer strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen.» Der Medienandrang war am Montag beim ersten von vier angesetzten Verhandlungstagen groß. 14 Monate nach seiner Selbstanzeige nahm Hoeneß um 9.30 Uhr im Münchner Justizpalast auf der Anklagebank Platz. Minutenlang hielt er gefasst dem Blitzlichtgewitter der Fotografen stand. Mit im Gerichtssaal dabei: Seine Ehefrau Susi. Sie verfolgte den Prozess von der ersten Reihe aus.

Staatsanwalt Achim von Engel wirft Hoeneß vor, etwas mehr als 33 Millionen Euro an Kapitalerträgen, Spekulationsgewinnen und sonstige Einkünften verschwiegen zu haben. Damit habe er rund 3,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen (Az: W5 KLs 68 Js 3284/13). Weiterhin habe der Angeschuldigte zu Unrecht Verlustvorträge privater Veräußerungsgeschäfte in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro erhalten, hieß es im Anklagesatz. Damit kann unter dem Strich der steuerpflichtige Betrag aus Veräußerungsgewinnen gedrückt werden.

Insgesamt wird Hoeneß beschuldigt, «durch sieben selbstständige Handlungen gegenüber den Finanzbehörden unrichtige oder unvollständige Angaben gemacht und dadurch Steuern verkürzt zu haben», heißt es im Anklagesatz.

Die Erklärung von Uli Hoeneß

Eine gute halbe Stunde nach Verhandlungsbeginn setzte Hoeneß seine Brille auf und las von seinem Manuskript. «Hohes Gericht, die mir in der Anklage zur Last gelegten Steuerstraftaten habe ich begangen», sagte er. «Ich bin aber kein Sozialschmarotzer, ich habe 5 Millionen an soziale Einrichtungen gegeben, 50 Millionen Steuern gezahlt. Ich will damit nicht angeben, ich will nur reinen Tisch machen.» Zehn Millionen Euro hat er schon beim Finanzamt hinterlegt, zur Aussetzung seines Haftbefehls 5 Millionen Euro gezahlt.

Nach Monaten mit Spekulationen in den Medien über angeblich hohe Millionensummen auf geheimen Schweizer Konten kamen damit in einem der wohl spektakulärsten Steuerprozesse in Deutschland Fakten und Zahlen auf den Tisch. Vom Jahr 2001 an unterhielt Hoeneß ein Konto, von 2004 an waren es zwei Konten. Dort seien im «beträchtlichen Umfang Spekulationsgeschäfte, vor allem Devisentermingeschäfte, abgewickelt» worden, so die Staatsanwaltschaft. Hoeneß räumte ein, an der Börse gezockt zu haben. Er habe dabei nicht wirklich einen Überblick über Gewinne und Verluste gehabt, sagte er. Das könne geschehen, wenn man zockt und verrückt ist wie ich es damals war».

Die Kernfrage des Verfahrens bleibt, ob die Wirtschaftskammer am Landgericht München II unter Vorsitz von Richter Rupert Heindl die Selbstanzeige von Hoeneß von Anfang 2013 ganz oder zumindest teilweise als strafbefreiend bewertet.

Im für ihn schlimmsten Fall droht Hoeneß eine Haftstrafe. Unter Umständen muss er tatsächlich ins Gefängnis, sollte die Strafe zwei Jahre überschreiten. Vier Verhandlungstage sind angesetzt. Wenn nichts dazwischen kommt, soll es am Donnerstag ein Urteil geben. Für den Montagnachmittag waren drei der insgesamt vier Zeugen geladen, darunter auch der Steuerfahnder in Altersteilzeit, der Hoeneß bei dessen Selbstanzeige geholfen hatte.

Einige Experten gehen davon aus, dass Hoeneß’ bisher untadeliger Lebenswandel, sein großes soziales Engagement und auch die – wenngleich fehlerhafte – Selbstanzeige strafmildernd wirken. Die Wirtschaftskammer hat damit auch einen Präzedenzfall. Denn bisher gibt es keine Urteile, wie eine missglückte Selbstanzeige eines Prominenten zu bewerten ist.

Auch beim FC Bayern wird gespannt auf den Prozess geschaut. «Das Beste, Uli zu helfen, ist, das Spiel zu gewinnen», sagte Trainer Pep Guardiola am Montag. Hoeneß ist nicht nur Präsident des größten und mächtigsten deutschen Sportvereins. Er ist auch Vorsitzender des mit prominenten deutschen Wirtschaftsführern besetzten Aufsichtsrates der FC Bayern München AG.

+++ 12.20 Uhr: Hoeneß: Noch viel mehr Steuern hinterzogen +++

Uli Hoeneß hat nach eigenen Angaben noch viel mehr Steuern hinterzogen als ihm in der Anklage zu Last gelegt wird. In den Jahren 2003 bis 2009 habe er weitere 15 Millionen Euro am Fiskus vorbei geschleust, sagte sein Anwalt Hanns W. Feigen am Montag zum Auftakt des Steuerprozesses vor dem Landgericht München. Das sind dann insgesamt 18,5 Millionen Euro und deutlich mehr als die 3,5 Millionen Euro, die ihm die Anklage vorwirft. Hoeneß gebe die hohe Summe aus freien Stücken zu, betonte sein Anwalt. «Ich habe Steuern hinterzogen», sagte Hoeneß. «Ich habe gehofft, mit einer Selbstanzeige einer strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen.»


+++ 12 Uhr: Geständnis von Hoeneß +++

Hoeneß hat zum Auftakt seines Prozesses am Montag vor dem Landgericht München alle Vorwürfe der Steuerhinterziehung voll eingeräumt. «Ich habe Steuern hinterzogen», sagte Hoeneß. «Mir ist bewusst, dass daran auch die Selbstanzeige nichts ändert. Ich habe gehofft, mit einer Selbstanzeige einer strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen.»

Er habe mit immensen Summen regelrecht «gezockt» und keinen rechten Überblick mehr über Gewinne und Verluste gehabt, sagte Hoeneß weiter. Unter dem Strich habe er in den Jahren 2003 bis 2009, auf die sich die Anklage bezieht, Verluste in Millionenhöhe gemacht. Dennoch sei ihm klar, dass er zwischenzeitliche Gewinne hätte versteuern müssen.

«Ich bin froh, dass jetzt alles transparent auf dem Tisch liegt. Mein Fehlverhalten bedauere ich zutiefst. Ich werde alles dafür tun, dass dieses für mich bedrückende Kapitel abgeschlossen wird.» Er wolle alle Schulden nachzahlen. Er erinnerte daran, dass er insgesamt auch fünf Millionen Euro für soziale Zwecke gespendet hatte. «Ich bin kein Sozialschmarotzer», sagte Hoeneß.

Die Anklage wirft dem 62-Jährigen vor, Steuern in Höhe von insgesamt 3,5 Millionen Euro hinterzogen zu haben. Staatsanwalt Achim von Engel sagte zum Prozessauftakt, Hoeneß habe Einkünfte in Höhe von mehr als 33 Millionen Euro beim Finanzamt verschwiegen. Die Anklage lautet auf Steuerhinterziehung in sieben selbstständigen Fällen.

+++ 11 Uhr: Vorwürfe umfassender als bisher bekannt +++

Die Vorwürfe gegen Hoeneß sind deutlich umfassender als bisher bekannt.  Staatsanwalt Achim von Engel wirft Hoeneß vor, etwas mehr als 33 Millionen Euro nicht versteuert zu haben. Damit habe er rund 3,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen (Az: W5 KLs 68 Js 3284/13). Insgesamt wird Hoeneß beschuldigt, «durch sieben selbständige Handlungen gegenüber den Finanzbehörden unrichtige oder unvollständige Angaben gemacht und dadurch Steuern verkürzt zu haben», hieß es im Anklagesatz.


Nach Monaten mit Spekulationen in den Medien über angeblich hohe Millionensummen auf einem geheimen Schweizer Konto, das Hoeneß im vergangenen Jahrzehnt zu intensiven Börsen-Spekulationen nutzte, kamen damit in einem der wohl spektakulärsten Steuerprozesse in Deutschland Fakten und Zahlen auf den Tisch.

Eine Kernfrage in dem Verfahren ist, ob die Wirtschaftskammer am Landgericht München II unter Vorsitz von Richter Rupert Heindl die Selbstanzeige von Hoeneß von Anfang 2013 ganz oder zumindest teilweise als strafbefreiend bewertet.

Hoeneß fuhr am Montagmorgen in einem dunklen Wagen vor Gericht vor und ging durch einen Hintereingang ins Gebäude. Fünf Minuten vor dem offiziellen Beginn der Verhandlung betrat er den Saal. Der Bayern-Boss rang sich sogar ein Lächeln ab. In einem dunklen Anzug und mit einer weinroten Krawatte stand er lange für die Fotografen mit seinen Anwälten Motiv. Hoeneß hatte angekündigt, «gut vorbereitet» vor Gericht zu erscheinen.

Dem 62-Jährigen droht eine Haftstrafe. Unter Umständen muss er tatsächlich ins Gefängnis, sollte die Strafe zwei Jahre überschreiten. Vier Verhandlungstage sind angesetzt. Wenn nichts dazwischen kommt, soll es am Donnerstag ein Urteil geben. Für den Montagnachmittag waren drei der insgesamt vier Zeugen geladen, darunter auch der Steuerfahnder in Altersteilzeit, der Hoeneß bei dessen Selbstanzeige geholfen hatte.

Einige Experten gehen davon aus, dass Hoeneß’ bisher untadeliger Lebenswandel, sein großes soziales Engagement und auch die – wenngleich fehlerhafte – Selbstanzeige strafmildernd wirken. Die Wirtschaftskammer hat damit auch einen Präzedenzfall. Denn bisher gibt es keine Urteile, wie eine missglückte Selbstanzeige eines Prominenten zu bewerten ist.

Auch beim FC Bayern wird gespannt auf den Prozess geschaut. Hoeneß ist nicht nur Präsident des größten und mächtigsten deutschen Sportvereins. Er ist auch Vorsitzender des mit prominenten deutschen Wirtschaftsführern besetzten Aufsichtsrates der FC Bayern München AG.

Hoeneß hatte im November angekündigt, die Bayern-Mitglieder nach seinem Prozess über seine Zukunft im Verein entscheiden zu lassen. «Ich werde mich jedem Votum, das Sie treffen, unterwerfen», sagte er im November 2013 auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern.

«Ich kann nur hoffen, dass es gut für ihn ausgeht und das Gericht sich von seiner menschlichen Seite zeigt», sagte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer am Sonntagabend im TV-Sender Sky. Die Mannschaft um Kapitän Philipp Lahm muss sich parallel zum Prozessauftakt auf das wichtige Champions-League-Spiel gegen den FC Arsenal an diesem Dienstagabend in der Münchner Arena vorbereiten.


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