MH17

Rebellen übergeben nur 200 Leichen von MH17-Flug

Im Fall des mutmaßlich zum Absturz gebrachten malaysischen Verkehrsflugzeugs befinden sich inzwischen 200 Leichen auf dem Weg in die Niederlande. An Bord waren aber 280 Menschen – mehr Leichen wurden von den Separatisten aber bislang nicht übergeben oder gefunden.

Die ukrainischen Streitkräfte liefern sich im Osten des Landes seit Monaten Kämpfe mit prorussischen Separatisten. Am Donnerstag vergangener Woche stürzte in der Region ein malaysisches Passagierflugzeug auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur mit 298 Menschen an Bord ab, das vermutlich abgeschossen wurde. Kiew und die Aufständischen machen einander gegenseitig dafür verantwortlich.

Laut einem niederländischen Experten, der am Dienstag die Opfer des Absturzes untersuchte, die am Vortag von den Separatisten in schwarzen Plastikbeuteln, einem Kühl Zug nach Charkiw überstellt worden waren, befanden sich nur 200 Leichen in dem Zug. Die Separatisten hatten die Zahl mit 282 angegeben. Ein Sprecher der Beobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sagte, Mitarbeiter hätten am Absturzort an mindestens zwei Stellen noch Leichenteile gesehen.

Australiens Premierminister  vermutet zahlreiche Leichen weiterhin am Ort der Katastrophe. “Es ist recht wahrscheinlich, dass viele Leichname noch dort draußen sind, ungeschützt im europäischen Sommer, Eingriffen von außen sowie der Hitze und Tieren ausgesetzt”. Er verlangte zugleich eine umfassende systematische Suche nach den noch vermissten Todesopfern an der Absturzstelle. Die Bergungsarbeiten seien bislang “ziemlich unprofessionell” verlaufen.

“Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass es ein Fehler war”, sagte der hohe US-Geheimdienstvertreter. Die bisher gesammelten Beweise deuteten darauf hin, dass die prorussischen Separatisten für den Abschuss verantwortlich waren, doch bleibt offen, wer “den Abzug betätigte”. US-Regierungsvertreter sagten, zwar sei die Verlegung schwerer Waffen aus Russland in den Osten der Ukraine beobachtet worden, doch gebe es keine Beweise, dass auch Buk-Raketensysteme über die Grenze gebracht wurden.

Der Flugschreiber der Maschine wurde unterdessen an niederländische Ermittler übergeben. Die malaysischen Experten, die das Gerät von den prorussischen Separatisten erhalten hatten, händigten es am Dienstagabend am Flughafen von Kiew dem Niederländischen Untersuchungsbüros für Sicherheit (OVV) aus, wie das Außenministerium in Den Haag mitteilte. Demnach soll die sogenannte Black Box, die den Flugdatenschreiber und den Stimmenrekorder enthält, zur Auswertung ins britische Farnborough gebracht werden.

Die Auswertung soll Hinweise auf die Absturzursache liefern. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass sie einen Rückschluss auf die Urheber des Angriffs zulässt. Den Haag hat die Führung bei den Ermittlungen, weil 193 der Insassen Niederländer waren. Die Regierung rief für Mittwoch einen nationalen Trauertag aus. Am Nachmittag werden zwei Flugzeuge mit den ersten Opfern in Eindhoven erwartet, wo sie von den Hinterbliebenen, König Willem Alexander und Ministerpräsident Mark Rutte empfangen werden sollen. Das Transportflugzeug war am Mittag in Charkiw gestartet.

Angela Merkel  warf Moskau unterdessen mangelndes Interesse an der Aufklärung des Flugzeugunglücks vor. “Auch die letzten Äußerungen, die wir aus Moskau hören, lassen nicht auf ein Interesse des Kremls an einer umfassenden Aufklärung schließen”. Es sei auch keine Bereitschaft zu erkennen, in dem Maße auf die prorussischen Separatisten in der Ostukraine einzuwirken, wie dies erforderlich wäre. Moskau stehe zudem weiter in der Pflicht, den Zustrom russischer Waffen in die Ostukraine zu unterbinden.

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