GABIS GESCHICHTE 2

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Ich traute mich nicht zu Ende zu denken.
Irgendwie wusste ich ja, ich bin entführt worden und er kann mich nicht laufen lassen.
Er hatte es ja immer wiederholt.
Und jetzt in der Dunkelheit, da ging es um meine letzte Zeit auf Erden,
so war mein Denken.
Meine Gedanken kreisten auch um das Taxi,
auch wenn ich ja nur die Fahrerin war.
Irgendwie hing ich an dem Auto.
Es hatte mir immer Geborgenheit vermittelt,
weil es mich ja – normalerweise – immer Heil nach Hause gebracht hatte.
Es ging immer tiefer in den Wald.
Ich stellte fest, dass er im Gegensatz zu mir, in dieser Dunkelheit sehr gut sah.
Ich sah fast gar nichts.
Dann bemerkte ich wieder, das der maskierte Täter schon wieder da
irgendwas machte –
so vor sich.
Sofort dachte ich mir:
>>Aber jetzt lädt er wohl die Pistole<<.
Davon hatte ich ja keine Ahnung. Aber irgend etwas machte er da.
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Angst stieg in mir auf und ich klammerte mich förmlich wieder an seinen
linken Arm.
Er drückte mich zurück und ich bettelte Ihn an,
mich nicht zu töten.
Er hatte doch gesagt, ich käme wieder zu meinen Kindern zurück.
Würde er sein Wort halten? Ich verlor meinen Glauben.
Ich redete und redete, versuchte auch immer wieder, mich an
seinen Arm zu hängen.
Ich musste unbedingt Kontakt herstellen, damit er Skrupel bekam, mich zu erschießen.
Er wiederholte jedoch immer nur:
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>>Bleib ruhig, bleib ruhig<<.
Dann steckte er sich eine Zigarette an, wobei er sich so umdrehte,
das ich trotz des Lichtes vom Feuerzeug nichts erkennen konnte.
So glaubte ich zumindest.
Irgendwann nahm er meinen rechten Arm und ich fühlte,
das er mir etwas über die Hände zog. Ein Seil oder ähnliches, so fühlte es sich an…

Jetzt erst setzte er seinen Gang fort.
Vom Weg ab, direkt in den Wald.

Mich zog er hinter sich her. Ich stolperte, fiel hin, immer und immerwieder.
Ich sah ja nichts. Er zog mich trotzdem unbarmherzig weiter hinter sichher,
bis er plötzlich an einem Baum stehen blieb.
Diesen befand er wohl für geeignet, um mich daran zu fesseln.
Er befahl mir, mich an den Baum zu stellen.
Meine Tasche, die ich immer noch verkrampft, fest vor meiner Brust hielt, ließ ich fallen.
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Nun stand ich da an diesem Baum, er zog die Fesseln so fest, dass ich aufschrie…
Ich sagte, mir sterben die Hände ab, aber das war Ihm egal.
Noch einmal zog er die Fesseln nach. Immer wieder sagte ich Ihm:
>>Mensch, Junge, du hast es doch versprochen, das du es nicht tust<<.
Seine Antwort kurz und knapp:
>>Du redest zu viel<<

GABIS GESCHICHTE 3


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Dann durchsuchte er meine Tasche, die vor mir auf dem Boden lag.
Genau konnte ich nicht sehen, was er machte.
Er stand auf und bevor ich mich versah,
steckte er mir etwas in meinen Mund.
Meine Ente. Die Stoffente, welche in an meinem Wohnungsschlüssel hatte.
Er verwendete diese Ente als Knebel und befestigte sie mit einem Aufladekabel aus meiner Tasche,
indem er das Kabel fest um meinen Kopf band.
Während er das tat, stand er so dicht vor mir,
das ich einen Moment seine Augen sehen konnte, die von der Maske nicht verdeckt waren.
Ich schloss sofort meine Augen, dachte aber unsinniger Weise,
dass er recht schöne Augen hat.
Warum ich in diesem Moment gerade das gedacht habe,
kann ich bis heute nicht sagen.
Wieder wollte ich weinen, aber es ging einfach nicht.
Er ging um mich herum, steckte mir die Taschenlampe in die Tasche und sagte:
>> Falls du mal irgendwann frei kommst<<.
Dann ging er…
Es war absolut still. Pechschwarze Nacht.
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Stock dunkel.
Ich versuchte mich zu beruhigen, dachte aber immer wieder:
>> Vielleicht steht er ja noch da und guckt, was du tust und erschießt dich doch noch<<.
Ich wartete. >>Bleib ruhig<< , redete ich mir ein.
Dann während ich gespannt in die Dunkelheit horchte,
hörte ich wie er das Taxi startete und weg fuhr.
Ich nahm allen Mut zusammen und riss an meinen Fesseln.
Es tat weh, aber das war mir egal. Und dann irgendwann schaffte ich es.
Meine Fesseln rissen. Ich löste das Kabel von meinem Kopf und nahm den Knebel ,
die Ente – aus dem Mund und steckte die Sachen in meine Jackentasche.
Dann griff ich nach meiner Handtasche,
die vor mir auf dem Boden lag und wollte nur noch weg von diesem Ort.
>> Weg von hier – bloß weg von hier<<
rasten meine Gedanken. Es war ja immer noch Stock dunkel
und ich sah kaum wohin ich trat, aber ich setzte mich in Bewegung.

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Dachte mir:
>> Den Berg rauf, nur weg<<.
Ständig stürzte ich, stand auf und fiel wieder hin.
Meine Flucht von diesem Ort war mehr ein Krabbeln und ein Stolpern als ein Laufen.
Baumstämme, Äste, Dornen, in denen ich hängen blieb – alles vorhanden.
Endlich hatte ich es geschafft.
Ich war oben und stand vor einem Zaun.
Ein Stacheldrahtzaun und dazwischen Strom. Toll! Mein Augenmaß sagte mir sofort:
>> Oh Gott, da passt du nicht durch<<.

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