GABIS GESCHICHTE 4

15. November 2013


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Es war mir aber egal.
Ich warf meine Tasche über den Zaun und versuchte mich hindurch zu zwängen,
blieb aber wie erwartet mit meinen Rücken im Stacheldraht hängen.
Meine Kleidung zerriss, aber egal.
Ich spürte keinen Schmerz mehr und riss mich wieder los.
>>Nur weg von hier<<
hämmerte es mir durch den Kopf.
Alles andere war egal. Jetzt lagen Felder vor mir. Immer wieder
guckte ich zum Himmel hoch und sagte, bitte
lieber Gott hilf mir. Es war eine sternenklare Nacht.
Ab und zu nahm ich die Taschenlampe, um zu gucken wo ich überhaupt her lief.
Ich benutzte sie aber immer nur ganz kurz.
Die Angst, dass der Täter zurückkommen könnte,
weil er es sich doch anders überlegt hatte, saß mir immer noch im Nacken.
Immerhin hatte ich die ganze Zeit versucht, durch Gespräche eine Beziehung aufzubauen,
die es Ihm unmöglich machen sollte, sein Vorhaben, mich zu töten, in die Tat umzusetzen.
Aber jetzt war er wieder allein,
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hatte vielleicht noch einmal nachgedacht und doch beschlossen,
mich zu erschießen.
Immerhin hatte er es sich ja bereits einmal anders überlegt und war zurück gekommen.
Also, nur schnell weg hier!
Ich hatte mein Zeitgefühl bereits vollkommen verloren,
als ich endlich, irgendwann Bauernhöfe sah.
Aber zuerst stand mir noch ein Stacheldrahtzaun im Weg.
Der sollte allerdings nur ein kleines Übel auf dem Weg in die Sicherheit sein.
Endlich kam ich am ersten Haus an.
Es brannte Licht. Ich schellte mehrmals, aber es öffnete niemand.
>>Das kann doch nicht sein, ich hab es doch fast geschafft!<<
Weiter zum zweiten Haus. Wieder schellte ich mehrmals, aber niemand öffnete mir.
>>Das ist doch nicht möglich. Bitte, lieber Gott. Du hast mich bis jetzt beschützt. Lass mich jetzt nicht im Stich<<
Schoss es durch meinen Kopf.
Ich lief die Straße entlang,
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die weiter oben zum nächsten Haus führte.
Hier schellte ich auch einige Male, bis jemand kam und von innen durch die Glastüre guckte.
Man war sich wohl unsicher, was ich ja verstehen konnte.
In diesem Moment kamen mir dann zum ersten mal die Tränen.
Endlich öffnete sich die Tür und man bat mich herein.
Ich erzählte in groben Zügen, was passiert war und wurde ab diesem Zeitpunkt ganz wunderbar behandelt.
So mit Lehm beschmiert, wie ich durch die Stürze im Wald nun mal war,
bat man mich Platz zu nehmen.
Ich lehnte erst ab, mich auf die gepolsterten Stühle zu setzen.
Ich war so froh in Sicherheit zu sein und diesen Menschen,
die mir die Tür geöffnet hatten, so dankbar,
dass ich Ihnen nicht auch noch die Möbel verdrecken wollte.
Aber es war Ihnen egal. Man könnte das ja wieder sauber machen. Die Polizei traf kurze Zeit später mit Blaulicht ein.
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Sie waren so nett zu mir, kaum zu glauben,
da man Polizisten sonst nur vom Knöllchen verteilen kennt.
Es tat sehr gut, dass sie alle so freundlich waren.
Einer schnitt mir den Rest der noch vorhandenen Fesseln an den Händen ab
und konnte es nicht fassen, das ich die Kabelbinder durch rissen habe.
Aber in Todesangst hat man unglaubliche Kräfte.
Sofort wurde eine Ringfahndung eingeleitet-
die Polizisten taten alles zügig und schnell.
Sie ließen mich dann reden, ohne mich zu unterbrechen oder zu bedrängen.
Später teilte ich auch der Taxizentrale in Wuppertal mit
was passiert war.
Bei einer Tasse Kaffee wurde ich gefragt
ob ich einen Arzt oder Psychologen bräuchte, was ich verneinte.
Leider ließ es sich nicht vermeiden, aber ich musste mit den Beamten noch einmal in diesen Wald… es war sehr unangenehm.
Immer wieder sagte man mir in beruhigenden Ton
ich muss mich nicht mehr fürchten.

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Die Polizisten waren wirklich sehr warmherzig und nett,
sprachen mit mir in einer Weise
die so gar nicht dem sonst üblichen Amtsdeutsch entsprach.
Unten auf dem Waldweg fanden wir noch eine ganze Menge Kabelbinder
die der Täter wohl dort verloren hatte.
Als es in dem Wald nichts mehr zu tun gab und die Tatortsbegehung endlich erledigt war
wurde ich in einem Polizeiauto nach Solingen gebracht.
Während der Fahrt hatten wir sehr gute Gespräche – die Polizisten und ich.
Das tat mir wirklich gut.
Einer der beiden Beamten gab mir sogar sein privates Handy und ich durfte zu Haus anrufen.
Wir kamen dann zu einer Stelle, wo ein anderes Polizeiauto wartete.
Die beiden Beamten, die mich so weit gebracht hatten
verabschiedeten sich durch einen Händedruck von mir und wünschten mir alles „Gute!
Die beiden Kollegen, an die ich dann weitergereicht

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Wurde-
waren auch sehr nett und brachten mich bis zur Gräfrather Straße
wo dann ein Polizeibus bereits auf mich wartete.
Wieder stieg ich um und musste hinten in dem Bus Platz nehmen und mich angurten.
Ja und das war es dann, nicht die geringste Anteilnahme.
Die Dame und der Herr unterhielten sich angeregt über ihre Schichten
Man vergaß meine Anwesenheit scheinbar völlig.
Diese sehr wortkarge Fahrt dauert ca. 20 Minuten
Endete dann am Wuppertaler Polizeipräsidium.

GABIS GESCHICHTE 5

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Hier musste ich dann erst einmal im Flur Platz nehmen und warten.
Bis sich endlich jemand meiner annehmen konnte.
Ich möchte hier niemanden weh tun oder auf die Füße treten
will aber verständlich machen, was ich gefühlsmäßig erlebt habe.
So eine lange Nacht mit dieser grauenvollen Angst und dann diese Prozedur.
Irgendwann kam man dann und ich musste zum Erkennungs Dienst
oder wie man so was nennt.
Dort musste ich mich an eine Wand stellen und wurde dann von jeder Seite fotografiert.
Nu ja – nicht, wie man denken könnte.
Es fehlte ja wenigstens die Verbrechernummer.
Meine Hände und mein Rücken wurden ebenfalls fotografiert, um die Verletzungen zu dokumentieren.
Zwischendurch zog ich mir die Dornen aus meinen Händen.
Es tat weh und störte sehr. Danach kam der Speicheltest.
DNA. Dann endlich durfte ich mal meinen Partner anrufen.

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aber auch nur,
damit er mir andere Abziehsachen brachte.
Im Anschluss von diesen tollen  Telefonat wurde jeder einzelne Fingernagel untersucht.
Von jedem Fingernagel ein Probe ins Röhrchen.
Anschließend musste ich die Kleidung ausziehen.
Ich bekam dann mit, dass in der Zwischenzeit wohl mein Partner mit der neuen Bekleidung gekommen war.
Während der langen Erkennungs- dienstlichen Prozedur habe ich mich so Einsam gefühlt,
das ich ein sehr starkes Bedürfnis nach den Armen meines Partners hatte.
Ich brauchte Ihn jetzt – unbedingt.
Aber nein.
Abgeschirmt wurde ich, als wäre ich eine Schwerverbrecherin. War das ein schäbiges Erlebnis.
Dann endlich waren die ganzen Untersuchungen zu Ende.
Ich folgte irgend jemanden über einen langen Flur,
als ich da plötzlich meinen Partner sah.
Ich freute mich und wollte einfach nur, das er bei mir blieb und mich in
seinen Arm nahm
– aber nein –
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jetzt musste ich noch zur Vernehmung.
Weder mein Partner, noch mein Chef Rainer
der in der Zwischenzeit auch gekommen war, durfte mit.
Mein Partner murrte zwar, in welchem Zustand und in welcher Verfassung ich denn war,
aber das war den Beamten wohl egal. Es störte niemanden.
Ich musste allein da durch.
Die Vernehmung dauerte ungefähr vier große, per Hand getippte DIN A 4 Seiten.
Jetzt wurde ich endlich mal gefragt, ob ich einen Kaffee wolle
Den lehnte ich dann aber ab, obwohl ich auf diesem Stuhl,
auf dem ich saß, mittlerweile fast einschlief.
Ich war froh, als die Vernehmung endlich fertig war und
Ich dachte ich könnte nun nach Hause.
Aber nix da!
Es hieß:
>>Jetzt müssen wir noch nach Beyenburg<<.
Die erste Zwischenstation meiner Odyssee mit dem Maskierten.
>>Tolle Wurst!<<
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Mittlerweile wusste ich schon nicht mehr
ob ich Männlein oder Weiblein war und sollte nun auch noch nach Beyenburg?
Aber es half nichts.
So bei Tageslicht sah es im Wald ganz anders aus.
Nun war das auch erledigt. So gegen 13.00 Uhr durfte ich dann endlich nach Hause.
Ich schlief Traumlos bis in die Abendstunden.
Zum Abendessen ging ich mit meinem Partner aus.
Zu den Kollegen, mit denen wir uns sonst auch immer zum Essen trafen.
Ich muss sagen, ich war überwältigt.
Alle nahmen mich in den Arm und ich bekam einzelne Rosen und Pralinen.
Die Situation raubte mir erst mal die Stimme.
Auch jetzt noch muss ich sagen, das ich mich sehr freute über die hohe Anteilnahme der Kollegen.
Es tat meiner Seele sehr gut.

Als ich nach einigen Tagen wieder arbeiten konnte, hatte ich eine ältere Dame als Fahrgast.
Sie hatte wohl im Fernsehen mitbekommen, was passiert war
fragte mich, als Taxifahrerin, ob ich keine Angst hätte,
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nachdem was da vorgefallen war. Nichts ahnend, das ich diese Fahrerin war.
Als ich ihr dann sagte, das ich eben die war, um die es ging, meine sie:
>>Ach Kindchen. Das tut mir ja so Leid. Als ich das gehört habe,
kamen mir schon die Tränen. Kindchen Pass bloß auf dich auf!<<
Aber auch über die Reaktionen der anderen Wuppertaler Fahrgäste bin ich erfreut und erstaunt.
Im Großen und Ganzen haben mir die vielen Kollegen, Fahrgäste
Verwandte und vor allen Dingen mein Partner sehr geholfen.
Sie gaben mir gute Ratschläge oder hörten einfach nur zu.
Sie alle halfen mir, dass ich mit dem Erlebten fertig wurde ,
meinen Job weiter ausüben kann.
Ok, es gibt da Momente, wo ich merke, dass ich noch daran arbeiten muss
aber ich glaube schon, dass ich es schaffen werde, mein Erlebnis zu verarbeiten.
Aber leider, wie es nun mal so ist, gab es auch dummes und böses Kollegengerede.
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Meiner Ansicht nach sind das jedoch die, die mit ihrem Leben selber nicht zurecht kommen.
Die Sorte Menschen, die meinen, noch Salz in die Wunde streuen zu müssen.
Eine große Enttäuschung war die Radiosendung Taxidriver
die Freitags von zwei Kollegen gebracht wurde.
In dieser Sendung wurde öffentlich Zweifel an meinem Fall geäußert.
Ich überlegte sogar, gerichtliche Schritte dagegen einzuleiten.
Denn ich fand, es war keiner der
>>lieben Kollegen<<
während meiner Horrorfahrt dabei.
Wie können sich die Leute,
die nicht einmal meine Geschichte gelesen oder gehört haben, in dieser Art äußern?
Ich möchte nun so langsam zum Ende kommen.
Ach noch etwas.
Einen Rat kann man keinen Taxifahrer geben,
denn jeder reagiert in solchen Situation anders
als er vorher vielleicht denkt, denn die Sache kommt dann auch anders
als man denkt.

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Am Montag nach dem Überfall musste ich noch einmal mit zwei Kriminalbeamtinnen nach Leichlingen
– alles noch einmal abfahren.
Soweit habe ich auch alles wieder gefunden.
Die Beamtinnen waren sehr nett und wussten ja um meine Geschichte und was ich erlebt hatte.
Und eine von Ihnen witzelte ein wenig und meinte:
>>Tja, der liebe Gott wollte Sie noch nicht haben.
Der hatte Angst, dass Sie Ihn auch voll reden<<.
Ich fand das süß, wusste ich doch, wie es gemeint war.
Ich selber glaube, dass ich durch mein Gerede noch am Leben bin. Ist ja nicht so, als ob wir Frauen viel reden würden, nein.
Hätte… der Täter von vornherein vorne gesessen,
wäre er durch die Scheibe gegangen …alles Spekulationen, wo man nicht drauf bauen kann.
Und ich kann mich bestimmt wehren, das kann man mir glauben.
Ich bedanke mich noch einmal bei allen Kolleginnen und Kollegen
Freundinnen und Freunden, Verwandten, Fahrgästen
meinem Partner und meinem Schutzengel.

Viele Grüße.
P.S.
Vielleicht steigt Ihr ja irgendwann mal in dem Taxi, welches ich fahre , ein.
So, und jetzt geht es  mir besser, wo ich mal alles auf Papier gebracht habe. Schöne Grüße
Gabi Ackermann

GABIS GESCHICHTE 6

15. November 2013

WÄHREND MEINER HORRORFAHRT, AUF DEM WEGE NACH

LEICHLINGEN, ALSO
KURZ NACHDEM ICH IHM ZIGARETTEN ZIEHEN MUSSTE,
ENTSTAND DIESES FOTO .DA MEIN ENTFÜHRER EIN

BISSCHEN SCHNELLER FUHR
ALS ERLAUBT.DENKE MAL, DAS WAR IHM EH EGAL.WIE MAN

ERKENNEN KANN,
BIN ICH   DURCH DAS BLITZLICHT HOCHGESCHRECKT.

DAS KLEINE TEIL WAS  MAN
ZWISCHEN IHM UND MIR SIEHT, WAR DIE SILBERN FARBIGE PISTOLE,

DIE, DURCH DAS BLITZLICHT LEICHT SICHTBAR WURDE. DIESE HATTE

ER
PERMANENT AUF MICH GERICHTET.
BALD MACHE ICH IN DIESER SACHE MEINEN LETZTEN BERICHT,

DANN HABE ICH
DAMIT ABGESCHLOSSEN.
GRUSS GABI

Gabis Geschichte 7 abschluss

15. November 2013

Mittlerweile sind fast 10 Jahre vorüber. 10 lange Jahre, die man braucht um sich zu regenerieren.

Am 5 Tag nach meinen Überfall, gehörte ich wieder dazu, denn ich habe mir gesagt, es ist wie bei einen schweren Unfall, entweder du machst direkt weiter, oder du kommst zu Fall. Ich wollte wieder dazu gehören und bequemte mich aufs Taxi. Aber eins muss ich sagen: ES WAR DIE HÖLLE!! Natürlich werden jetzt einige sagen, Ach stell dich nicht so an, aber, das können nur Personen sagen, die nicht in der Lage sind, sich in eine andere Situation hinein zu versetzten. Aber ist auch egal.

Ich stieg ins Taxi, fuhr zum Halteplatz und horchte in mir hinein. Naja, soweit alles in Ordnung. Mein Blick richtete sich nun nach draußen, viele Menschen, alte Menschen, Kinder, einfach alles was man auf der Straße so sieht.

Aber was ich sofort merkte und das ganz schlecht war, ich hatte zu keinen Menschen außerhalb des Taxis, Vertrauen. Weg, es war einfach ausradiert. Mit anderen Worten, ich sah alles und jeden als Verbrecher an. Anders ausgesprochen, ich hatte das vertrauen in der Menschheit verloren. Nun gut, aber es muss ja weiter gehen. Was unsägliche Angstgefühle in mir weckte, waren zum Beispiel, wenn jemand Handschuhe trug, was in der Jahreszeit öfter vorkam, oder eine Hand in der Tasche hielt und nach was suchte. Immer zündelte eine Flamme in meinen Gehirn, jetzt passiert wieder was. Auch wenn es tausendmal gut ging, aber es änderte nichts an der Situation an sich. Ich fuhr und fuhr, meine Angst wurde zu Gewohnheit. Ich tat das als normal weg. Die ganze Zeit, damals, lief ich, wie man so schön sagt auf 180 Touren. Auch zuhause, wo ich zu dieser Zeit, Parterre wohnte mit Blumenfenster, wo jeder hinein gucken konnte, auch hier fühlte ich mich nicht mehr wohl.

Da mir mein Entführer gedroht hatte, wenn er gefasst würde, schickte er mir seine Kumpel zu mir nach Hause und würden mich und meine Familie alle machen!!! Mein Adresse hatte er ja schwarz auf weiß. Ein Teufelskreis. Dies war zurück zu führen auf die stundenlange Todesangst.

Mir ging es immer schlechter, da mein Körper sich immer mehr verkrampfte und sich so verschiedene Krankheitsbilder herausfilterten.

Ich bekam Spritzen und alles mögliche, ich rannte von einen Arzt zum anderen. Erzählte den Ärzten meine Probleme. Anstatt mal zu erwähnen, das ich einen schweren Überfall hinter mir hatte, aber nein… ich musste das volle Programm durchlaufen. Irgend wann sollte sich das Blatt dann wenden, nach ein paar Monaten.

Als ich morgens früh nach der Nachtschicht, schlafen wollte.

Mir ging es soweit gut, war müde und wollte in mein Bett. Mein Mann schlief natürlich wieder als erster. Ich brauchte in der letzten Zeit länger um einzuschlafen, wo ich mich drüber ärgerte. Ich werde es nie vergessen, auf einmal bekam ich schmerzen in meiner Brust, ich legte mir unweigerlich meine Hand aufs Herz. Dann hatte ich das Gefühl, mir sitzt ein 2 Zentner Mensch auf der Brust.

Dann bekam ich fast kaum noch Luft. Mit Panik in den Backen weckte Ich meinen Mann, der mich sofort in einer Klinik brachte.

Blutdruck sehr hoch, verdacht auf einen Herzinfarkt. Es wurden viele Untersuchungen gemacht. Zum Schluss, sollte noch eine letzte Untersuchung durchgeführt werden, aber wie ich fand, dauerte das zu lange. Mir ging es wieder besser und ich unterschrieb, das ich nach hause gehen konnte.

Tolle Wurst auf gut Deutsch gesagt, ich sterbe und die Ärzte glaubten mir nicht. Das war eine völlig neue Situation, die ich noch dazu lernen musste.

Mittlerweile hatte ich jeden morgen das Problem und ich wusste nicht mehr wie mir geschah. Ich lief von einem Arzt zum anderen. Jetzt hatte ich Angst vom Schlafen, oder wie man heute sagt: die Angst vor der Angst.

Mein Hausarzt lies dann die Bombe platzen, in dem er mir sagte, Sie müssen zum Psychiater. WAS???

Was für eine Frechheit, dachte ich, wie kann er es wagen, mir so was zu sagen?

Hin und her und her und hin , aber so ging es auf keiner Kuhhaut weiter, jeden morgen das gleiche, Kein Schlaf. Schlaf den ich dringend brauchte.

Und ich tat, das Beste was mir je in meinen leben passieren konnte, nur wusste ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Der Psychiater schlug die Hände über den Kopf zusammen. Er wollte mich sofort in einer Kur stecken. Oh nein…ich nicht, nein…das geht gar nicht. Aber ich musste ihm versprechen, das ich in einer Therapie gehe und Tabletten ein nehmen würde. Okay, dann mach ich das mal.

Dann kam der Moment, als mir der Beipackzettel in den Händen fiel, von meinen Tabletten.

Oh mein Gott, wenn ich die nehme, bin ich tot. Das werde ich nicht überleben.

Nein, niemals werde ich diese Pillen nehmen. Nein niemals…

Und keiner wird mir glauben, wie schnell ich dann eine Tablette nahm… als ich spürte, das wieder, dieses verhasste schmerzende Gefühl in der Brust sich breit machte.

Und nun wartete ich, auf das, was da kommen sollte oder wollte.

Boah, was ist das, ich habe nichts mehr, keine Luftnot, keine Rücken oder sonstige Schmerzen. Mir ging es gut. Das war unglaublich.

Dann kam irgend wann ein Anruf von der Kripo: Wir haben eine heiße Spur. Und ? Wir haben die Täter geortet an Ihrem Handy. Man glaubt dass mein Entführer auch dabei ist. Im Sauerland, eine ganze Gruppe. Die Russen Mafia. Man hatte sehr viele Autos sichergestellt, die man für den Abtransport nach Russland in einer Folie eingeschweißt hatte. Auch das Taxi ist dabei.

Eigentlich schön, hätte mich doch freuen sollen.

Aber nein, mein Hirn sagte mir: Woher wissen die, das er mein Entführer war? Der was doch maskiert, tausend fragen schossen mir durch den Kopf, ach ja, an meinen Handy???? Aber das kann er ja auch weiter gegeben haben. Ich glaubte nicht so richtig daran.

In meiner Therapie hat man mich sehr animiert, von selber Probleme zu lösen, falsche Denkmuster zu korrigieren. Ja ich kann sagen: ,, Ich habe dort sehr viel gelernt, ein vollkommen neues Denken, wie man mit Ängsten umgeht, wie man diese nicht verdrängt, sondern dazu steht und angeht, sie letztendlich dadurch auslöscht . Wie man alten Hass bereinigt, damit der nicht für immer gespeichert wird. Man lernt Fehler einzugestehen. Eine Augenreflextherapie half mir mein Trauma zu bearbeiten. Man arbeitete sein tiefstes Inneres von innen nach außen, auf. Es war viel Arbeit auf langer Zeit. Sicherlich gab es hin und wieder Rückschläge, da auch ich manchmal ein bisschen stur war. Heute sag ich mir, das war es wert, vielleicht musste alles so kommen.Was ich noch in dieser Zeit hatte, war, ich musste Bücher lesen, zwei, drei Stück auf einmal, ich konnte nicht mehr damit aufhören, ich fand es einfach schön und lehrreich.

Ich befreundete mich mit meiner Therapeutin und kam gut damit klar. War ich doch zutiefst enttäuscht, das ich meine Therapie, dadurch beenden musste.

OK, ich suchte mir eine neue Therapeutin und machte dann da weiter.

Nun musste ich nach Arnsberg zur Gerichtsverhandlung. Wieder haderte etwas in mir. Was ist, wenn er es gar nicht ist, er hatte doch diese blöde Maske auf???? Was wäre , wenn seine Freunde uns draußen abpassen, tausend fragen. Mein Chef , meine Chefin, mein Mann und ich machten uns auf dem Weg nach Arnsberg. Die Sicherheitsvorkehrungen waren Enorm. Man fühlte sich ein kleines bisschen sicherer.

Die Verhandlung war eröffnet. Ich guckte nach links und sah da einen jungen Mann sitzen, der wohl Maxim sein soll. Ich konnte es nicht glauben, der sah so lieb aus.Ich musste nach vorne zum Richter um die Waffe zu identifizieren. Maxim wurde aufgefordert, sich neben mir zu stellen. Maxim musste eine frage beantworten und ich wusste sofort, das ist er. An seiner Stimme hab ich Maxim wieder erkannt. Ich spürte, das mir augenblicklich schlecht wurde, setzte mich wieder auf meinen Platz und begann mit einige Atemübungen. So konnte ich mich wieder beruhigen. Es wurde sehr viel geredet, der Richter sprach immer wieder vom dieser langen Todesangst, der ich ausgesetzt war.

Was ich bis zu diesen Zeitpunkt gar nicht Überlegt hatte. Ja sicher , das ist eine ganz andere Angst, als wie man sonst Angst hat.Bei der normalen ,,Angst” verspürt man Herzrasen, evtl. Zittern oder Gänsehaut usw. Bei der Todesangst, so war es bei mir zumindest, war ich ganz ruhig, wusste, So, das war es, da kommst du nicht mehr Lebend heraus, wie wird es sein , wenn man von einer Kugel getroffen wird, wo schießt er hin, im Bauch oder im Kopf? Bin ich sofort Tod oder muss ich jämmerlich verbluten? Es rauschten wirklich Filme durch meinen Kopf und trotz allen habe ich ununterbrochen auf Maxim eingeredet, damit er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Später hatte ich noch -nichtmals den Stacheldraht , in meinen Rücken verspürt. Oder die Kabelbinder, die ich zerrissen habe, mit denen er mich am Baum rückwärts fesselte. Es war eine nicht gekannte Angst. Und jeder der einmal eine Todesangst hatte in seinen Leben, wird danach sein Leben von Grund auf verändern.

Dann sprach die Gerichtspsychologin. Ich dachte schon, pass- auf, der hat als Kind kein Nutella aufs Brot bekommen und ist deshalb nur bedingt haftbar. Also, Sie fing an zu reden: Maxim ist ein Einzel Kind in guten Verhältnissen aufgewachsen. Ein Elternteil Deutsch, der andere Russisch. Weil die Eltern nicht wollten, dass Maxim in Russland zum Militär muss, wurde er nach Deutschland beim Bund untergebracht. Er kam auf der schiefen Bahn, mit Drogen usw. Dann der entscheidende Satz: Maxim ist voll zur Verantwortung zu ziehen. Wieder gab es eine Pause. Wir gingen in einen Kaffee gegenüber und tranken dort Kaffee. Die Verhandlung fing morgens früh um 9 Uhr, bis abends um 19,30 Uhr. Wir gingen wieder zum Gerichtssaal. Jeder von uns hatte so geschätzt, was Maxim so erwartete. Ich rechnete so mit 2Jahren. Dann hörte ich, was der Richter sagte, er sprach sehr viel, erklärte sehr viel, schielte immer wieder über seine Brille zu mir herüber. Ich war wohl rot wie eine Tomate.

Und dann: Maxim muss 10 Jahre ins Gefängnis, ohne auf Hoffnung früher heraus zukommen. Maxim hatte seine Komplizen verraten und dadurch nur 10 Jahre bekommen. Ansonsten wäre die Strafe höher ausgefallen. Maxim verzog keine Miene. Damit hatte ich nicht gerechnet, nein keiner von uns.

Auf dem Gerichtsflur trafen wir noch mal auf dem Richter und Staatsanwalt, wir unterhielten uns noch kurz und verabschiedeten uns. Der Richter wünschte mir alles Gute. Das tat gut.

In der Therapie arbeiteten wir alles noch mal auf, bis dann

irgendwann die Therapeutin zu mir sagte, so Sie sind fertig und es gibt nichts mehr was Sie noch dazulernen könnten. Wow, das saß, mir schossen Tränen in den Augen, denn ich fühlte mich super da, es wurde zur Gewohnheit.

In den letzten Jahren ertappe ich mich immer wieder, dass ich an diesen Maxim denke. Es liegt wohl daran, dass Maxim seine 10 Jahre fast voll hat. Natürlich mache ich mir auch so meine Gedanken über diesen Jungen, der 25 Jahre war und 10 Jahre seines Lebens weg warf. Was erwartet ihm, werden seine Freunde auf ihm warten, weil er einige verraten hatte. Wird er noch mal glücklich???

Taxifahrer … einer der gefährlichsten Berufe

15. November 2013

Der Beruf des Taxifahrers gehört aufgrund der langen Arbeitszeit,

aber auch wegen des ständig steigenden Individualverkehrs in den Großstädten zu

den anstrengendsten in der heutigen Zeit.

Mit Sicherheit aber ist er einer der gefährlichsten Berufe überhaupt. Raubüberfälle auf Taxifahrerinnen und Taxifahrer gehören leider unverändert zur Tagesordnung. So wurden 2010 über 250 Kolleginnen und Kollegen bei Überfällen und Tätlichkeiten verletzt, der Hamburger Kollege Peter Lüchow und die Hagenauer Kollegin Zahra Osmani wurden sogar bei Ausübung ihrer Tätigkeit brutal ermordet. Siehe auch den Bericht von unseren Kollegen: MIKE !!!! Oder meine Geschichte!!!!

Von 1985 bis 2010 wurden insgesamt 83 Taxifahrer und Taxifahrerinnen ermordet und

über 8.500 bei Überfällen verletzt. In vielen Fällen herrscht bei den Hinterbliebenen Verzweiflung. Zu der Trauer über den Verlust der Mutter oder des Vaters kommt die finanzielle Not.

Aus diesem Grunde entschlossen sich Vorstand und Aufsichtsrat der Taxi-Auto-Zentrale Stuttgart e. G. vor genau 20 Jahren die Taxistiftung Deutschland zu gründen. Hauptziel dieser Stiftung ist es, unschuldig in Not geratenen Opfern von Gewaltverbrechen zu helfen und damit wenigstens die finanzielle Not zu lindern. Am 19. April 1991 wurde die Taxistiftung Deutschland mit der Satzung vom 19. März 1991 vom Regierungspräsidium Stuttgart genehmigt. Mitte 1993 wurde der Hauptsitz der Taxistiftung von Stuttgart nach Frankfurt/Main verlegt. Gleichzeitig erfolgte eine Satzungs- Änderung, deren wichtigstes Element die Einbeziehung der drei Präsidiumsmitglieder sowie des Geschäftsführers des Deutschen Taxi und Mietwagenverbandes e. V. (BZP) in den Stiftungsvorstand war. Diese Satzungs- Änderung ist unter dem 4. März 1998 vom Regierungspräsidium Darmstadt genehmigt worden. Das Finanzamt Stuttgart Körperschaften Deutschland erteilte am 6. Mai1991 die Bescheinigung, dass die Taxistiftung Deutschland als gemeinnützig anerkannt ist. Im zwanzigsten Jahr ihres Bestehens verfügt die Taxistiftung Deutschland– durch zahlreiche Spenden von Taxifahrerinnen und Fahrern, von Taxizentralen sowie Spendern aus der Wirtschaft, Industrie und anderen Verbänden – über ein Stiftungsvermögen von 842.981,85 Euro.

Deshalb konnte in schon vielen Fällen Unterstützung für Opfer geleistet werden, um die größte Not zu lindern. Auch in meinen Fall, wurde mir finanziell geholfen.

Für satzungsgemäße Zwecke, also die Betreuung von Taxifahrerinnen und Fahrern

sowie deren Familienangehörige durch Gewährung von Geldleistungen, wurden 2010

in sechs Fällen insgesamt 39.385 Euro als Unterstützungsgelder ausgegeben. Damit beläuft sich die Gesamtleistung bis Ende des Jahres 2010 auf annähernd 600.000 Euro. Für die Solidarität und Hilfsbereitschaft all derjenigen, die in diesen zwei Jahrzehnten mitgeholfen haben, dies zu erreichen,

herzlichen Dank!